Statt 2020 wird der Absprung von der Braunkohle bereits 2017 realisiert.

Ab Mai 2017 will die Vattenfall AG im Kraftwerk Klingenberg nur noch mit Erdgas statt mit Braunkohle heizen. Damit setzen die Energieversorger ihren Plan drei Jahre früher als angekündigt um und bescheren den Berlinern eine Einsparung von rund 600.000 Tonnen Kohlendioxid-Emissionen jährlich.

Vattenfall hatte im Oktober 2009 eine Klimaschutzvereinbarung mit dem Land Berlin mit der Verpflichtung abgeschlossen, seine Kohlendioxid-Emissionen gegenüber dem Basisjahr 1990 von jährlich 13,34 Millionen Tonnen bis zum Jahr 2020 zu halbieren. Bis in die Wirtschaftsjahre 2006 bis 2008 hatte der Konzern sich diesem Ziel mit einem Ausstoßbetrag von 7,59 Millionen Tonnen genähert – bis zum Jahr 2020 stand nun noch eine Reduktion der CO2-Emissionen um gut eine Million Tonnen aus, die die Vattenfall AG mit der Modernisierung seines Kraftwerksparks sowie mit der Erhöhung des Anteils von Gas und Biomasse erreichen will. Im Mittelpunkt dieser Modernisierungen standen von Beginn an die Ablösung der Braunkohleanlagen durch gasbefeuerte Anlagen an den Standorten in Marzahn und Klingenberg. Statt im Jahr 2020 wird dieser Teil des Plans bereits am 24. Mai 2017 zum Einsatz kommen.

Anlagen modernisiert

Künftig wird in Klingenberg nur noch umweltfreundliches Erdgas zur Strom- und Wärmeproduktion eingesetzt. Durch diese Technik und die bewährte Kraft-Wärme-Kopplung könne zukünftig eine bis zu 90-prozentige Brennstoffausnutzung erzielt werden. Dafür investiert der skandinavische Energiekonzern 100 Millionen Euro in die Modernisierung der am Standort vorhandenen Gas-Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen. Im Zusammenspiel mit der geplanten neuen Gas- und Dampfturbinen-Anlage am Standort Marzahn wird das Heizkraftwerk Klingenberg künftig die Wärmeversorgung des Berliner Ostens mit mehr als 300.000 Haushalten übernehmen. „Wir sind Partner dieser Stadt und unterstützen das Land Berlin bei der Erreichung seiner Klimaziele. Möglich wurde die jetzige Entscheidung, weil wir mit der Modernisierung der Anlage schneller voran gekommen sind als geplant“, erklärt Gunther Müller, Sprecher des Vorstands der Vattenfall Europe Wärme AG. Der Senator für Stadtentwicklung und Umwelt, Andreas Geisel (SPD), begrüßte Vattenfalls Ankündigung. „Wir setzen in der Berliner Energie- und Klimaschutzpolitik auf einen dialogorientierten Prozess mit allen Partnern. So werden wir die verabredeten Klimaschutzziele für Berlin erreichen. Das HKW Klingenberg wird zukünftig 600.000 Tonnen weniger Kohlenstoffdioxid pro Jahr ausstoßen. Das klingt abstrakt, entspricht aber der Menge, die 100.000 Menschen jährlich durch ihren Verbrauch emittieren“, sagte Geisel. „2017 ist nicht 2016, und somit produziert Vattenfall anders als vereinbart ein Jahr länger Strom aus Braunkohle.“, so Philipp Ahrens, Kreisverbandsvorsitzender der Grünen Lichtenberg. „Trotzdem ist jeder weitere Tag, an dem im Kraftwerk Klingenberg keine Braunkohle verheizt wird, ein guter Tag für Lichtenberg und Berlin.“ Das Kraftwerk ist seit 1927 in Betrieb und galt lange als das modernste Europas.

red/ylla/nm, Bild: Stefan Bartylla