Monitoring: Senat streicht Quartier von der Liste der Problemkieze.
Zunächst einmal die gute Nachricht: Im Vergleich zu 2013 gelten statt 51 nur noch 43 Berliner Kieze als „Gebiete mit besonderem Aufmerksamkeitsbedarf“. Das geht aus dem aktuellen Sozialmonitoring hervor, den die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt jetzt veröffentlicht hat.
Zartes Pflänzchen
Eines dieser Gebiete, das aus dem Problem-Raster gefallen ist, ist der Körnerkiez. Das Echo in der Bezirkspolitik fällt allerdings verhalten aus. „Die soziale Lage der Menschen im Körnerkiez hat sich leicht verbessert, aber im Vergleich zum Bezirk und zur Stadt bleiben die Daten schlecht“, sagt Baustadtrat Thomas Blesing (SPD). „Zwei von drei Kindern leben von Transferleistungen, das ist schon heftig.“ Seinen Angaben zufolge liegt der Anteil der Transferleistungsempfänger bei 25,78 Prozent (Neukölln: 12,7 Prozent). Bei den unter 15-Jährigen beträgt deren Anteil sogar 65,44 Prozent (Neukölln: 28,73 Prozent, Berlin: rund 20 Prozent). Vor zwei Jahren sei dieser auch als „Kinderarmut“ bezeichnete Wert zwei Prozent höher gewesen. Blesing: „Der Aufwärtstrend ist in diesem Quartier ein zartes Pflänzchen.“ Der Bezirk setzt auch weiterhin auf die Arbeit des Quartiersmanagements. Dafür stehen in diesem Jahr 264.000 Euro bereit. Parallel investiert Neukölln, wie auch in den Jahren zuvor, in die soziale Infrastruktur rund um den Körnerpark. 400.000 Euro fließen, über mehrere Jahre verteilt, in den Spielplatz an der Schierker Straße. 2017 soll dort alles fertig sein.
Der Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses, Jochen Biedermann, sieht in der Neu-Bewertung des Körnerkiezes durch den Senat einen ersten Schritt, das Quartiersmanagement-Gebiet in naher Zukunft aufzulösen. „Dass sich die Sozialdaten leicht verbessert haben, liegt daran, dass ein Teil der Bevölkerung ausgetauscht wurde“, sagt der Grünen-Politiker. Gleichwohl habe sich das Straßenbild und die Atmosphäre während der letzten fünf Jahre, in denen neue Galerien, Geschäfte und Kneipen eröffnet wurden, erheblich verbessert. „Nun drohen Mieterhöhungen und die steigende Nachfrage nach Gewerbeflächen alteingesessenen Mietern und das Kleingewerbe zu verdrängen.“
Ähnlich beurteilt die Bezirksverordnete Marlis Fuhrmann (Die Linke) die Situation: „Die Mieter im Körnerkiez brauchen nach wie vor Schutz, wir setzen auf eine Ausweitung des Milieuschutzes.“ Seit dem Jahr 1998 lässt die Senatsverwaltung die Kiez-Dossiers erstellen, um bei auffälligen Gebieten mit verschiedenen Förderprogrammen und Quartiersmanagements gegensteuern zu können. In insgesamt 435 Planungsräumen haben die Experten Daten zu Arbeitslosigkeit, Langzeitarbeitslosigkeit, Transferbezug und Kinderarmut ausgewertet und daraus einen Gesamtindexwert „Soziale Ungleichheit“ errechnet. Sieben Gebiete im Bezirk haben weiterhin einen „besonderen Aufmerksamkeitsbedarf“: Silbersteinstraße, Rollbergkiez, Glasower Straße, Treptower Straße Nord, Weiße Siedlung und Schulenburgpark.
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