Inklusion: Im Cap-Frischemarkt arbeiten Menschen mit Handicap.

In der Verkaufshalle in der Rüdigerstraße gibt es alles, was es in den „normalen“ Supermärkten auch gibt: Kaffee, Brot, Büchsen, Obst, Gemüse, Milch, Joghurt – hier stehen die Produkte wie gewohnt in den Regalen und Fächern. Allein die insgesamt kleine Verkaufsfläche, die ungewöhnlich breiten Gänge und die relativ niedrigen Regale deuten auf die Besonderheit dieses Marktes hin: Im CAP-Markt arbeiten Menschen mit Behinderungen: Die Frau hinter der Brottheke ist gehörlos, der Regalpacker und die Reinigungskraft leben mit dem Down-Syndrom – um die 70 Prozent der gesamten Belegschaft hat ein körperliches oder geistiges Handicap. „Wir versuchen die Mitarbeiter entsprechend ihrer Fähigkeiten in dem Markt einzusetzen. In einigen Fällen haben wir auch Tandem-Teams gebildet, um die Aufgaben für die Mitarbeiter einfacher zu gestalten“, erklärt Marion Welz, die Geschäftsführerin der nobis gGmbh unter deren Dachmarke bereits drei CAP-Verbrauchermärkte in Berlin betrieben werden. Welz hat die Lichtenberger Behindertenbeauftragte Birgit Herlitze und den Lichtenberger CDU-Abgeordneten Danny Freymark eingeladen, um ihnen das Prinzip des CAP-Marktes vorzustellen. Die CAP-Märkte sind wirtschaftsorientiert konzipiert, beziehen ihre Produkte per Franchise-Prinzip von herkömmlichen Zulieferern und alle Mitarbeiter erhalten ihren Lohn aus dem erwirtschafteten Topf des Unternehmens. Allein den Minderleistungsausgleich, den jeder Unternehmer erhält, der schwerbehinderte Menschen beschäftigt, zahlt die öffentliche Hand.

Freundlicher Service

„Ich fühle mich hier als „kleine Chefin“, sagt Christiane Schreier, die schon seit einigen Jahren hier beim Gemüse und dem Obst für die nötige Frische sorgt. Schreier lebt mit einer Behinderung, die sie gar nicht näher benennen möchte. Mit sichtlicher Freude erledigt sie hier die Aufgaben beim Auffüllen der Körbe, beim Sortieren der frischen Ware, beim Auspreisen und auch im Kundengespräch. Und da ist sie besonders zuvorkommend. „Unsere Mitarbeiter haben immer ein offenes Ohr für Nachfragen und für Gespräche“, erläutert Filialleiter Oppitz, der lange Jahre in Süddeutschland auch ganz konventionelle Märkte geleitet hat.

Mit Wachstum

Gern würde die nobis gGmbh auch weitere Märkte im Berliner Stadtgebiet eröffnen. „Wir haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass unser Konzept sehr gut funktioniert“, sagt Marion Welz und verweist auf Wachstumsraten von durchschnittlich 30 Prozent in den vergangenen Jahren durch die Schaffung attraktiver Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung. Was jetzt noch fehlt sind weitere Verkaufsflächen. „Aber wirklich nur zu Konditionen, die sich auch für uns rechnen“, erklärt die Geschäftsführerin.

Autor und Bild: Stefan Bartylla