Star-Architekt David Chipperfield will ein spektakuläres Gebäude schaffen.
Fast 90 Jahre alt ist die Geschichte des Karstadt-Hauses am Hermannplatz. Zwei Jahre Bauzeit brauchte es ab 1927, damit das einst größte Kaufhaus Europas auf der Bezirksgrenze zwischen Neukölln und Kreuzberg errichtet werden konnte. Satte 56 Meter hoch ragten zwei Türme des Hauses über den Hermannplatz. Karstadt bot damals auf neun Etagen eine Nutzfläche von rund 72.000 Quadratmetern. Das riesige Warenangebot, aber auch die aufwendig gestaltete Art-Deco-Architektur sowie ein einzigartiges Gastronomieangebot auf der ausladenden Dachterrasse des Hauses machten den Karstadt zu einer bedeutenden Attraktion. Die NS-Zeit überstand das Haus bis in die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs: Bombardierungen und eine Sprengung durch die SS hatten das Gebäude aber dann doch im Jahr 1945 in großen Teilen zerstört. Der Wiederaufbau folgte in den 50er-Jahren – den großen Glanz und die reiche Ausstattung aus Tagen der Vorkriegszeit erhielt das Gebäude aber bis heute nicht wieder.
Alter Glanz

Prominente Unterstützung
Zur Gestaltung des neuen Karstadt-Gebäudes hat der österreicherische Immobilienkonzern nun den britischen Star-Architekten David Chipperfield (65) engagiert, der in Berlin vor allem durch Museumsbauten (Neues Museum, James-Simon-Galerie) bekannt wurde. Das derzeitige Haus am Hermannplatz sei nicht mehr zeitgemäß, eine Kernsanierung ohnehin fällig, hatte sich René Benko Ende des vergangenen Jahres zu den Veränderungen mit einem geschätzten Investitionsvolumen von rund 450 Millionen Euro geäußert.
In den planerischen Gestaltungen steht die Signa jedoch noch ganz am Beginn aller Prozesse. Dazu äußerte sich auch bereits Florian Schmidt (Die Grünen), Friedrichshain-Kreuzbergs Stadtrat für Stadtentwicklung, in einem eigens dazu verfassten Twitter-Post Darin stellt er fest, dass die Planungshoheit auch zu diesem Projekt noch immer beim Bezirksamt liege und es zwingend ein Bebauungsplanverfahren für dieses Projekt brauche. „Ohne Einbindung nachbarschaftlicher Interessen, ohne Bürgerbeteiligung und -teilhabe ohne eine Aufwertung des Wohnumfelds geht hier gar nichts“, so Schmidt. Das lässt zumindest eine zu schnelle Projektumsetzung kaum vermuten.
Datum: 21. März 2019, Text und Bilder: Stefan Bartylla
