Grünflächen werden naturiert / Seniorenheim baut der Senat selbst

Generationen von Kaulsdorfern und Mahlsdorfern hegen ihre Jugenderinnerungen mit dem im Jahr 1905 eröffneten Naturfreibad am Wernersee. Seit dem Jahr 2002 liegt die idyllische Fläche mit dem großen Schwimmbecken brach und ist der Öffentlichkeit nicht mehr zugängig. Nach der Schließung aus hygienischen Gründen, scheiterte eine zwischenzeitliche Verpachtung an den hohen Sanierungskosten. Eine Wiedereröffnung des Kleinods als Bad wird es wohl allein aus hygienischen Gründen nie wieder geben.

Was nun mit dem gesamten Gelände geschehen soll, ist umstritten: Gerade ist die Vermarktung des Geländeteils mit den Umkleidekabinen und dem Gaststättenbereich gescheitert. „Raum im Augenblick“ hieß das Konzept der Coop Projekt GmbH nach dem eine kleine Siedlung für demenzkranke Patienten und Senioren hier entstehen und das vom Malteser-Hilfsdienst betrieben werden sollte. Jetzt will das Land Berlin selbst das Projekt mit Hilfe der senatseigenen Wohnungsbaugesellschaft Berlinovo und der Vivantes als Betreibergesellschaft auf die Beine stellen.

Mit Natur

Von diesen Plänen unberührt bleibt in jedem Fall die Teilfläche am früheren Schwimmbecken. Der bündnisgrüne Abgeordnete Stefan Zillers hatte nämlich dazu im Juli eine Anfrage beim Berliner Senat platziert. Aus der Antwort geht hervor, dass die Berliner Wasserbetriebe aktuell mit den Maßnahmen zur Renaturierung des Schwimmbeckens des Wernerbades beginnen werden. Dabei sollen die Flachwasserzonen jetzt für die hier inzwischen angesiedelten Moorfrösche und Wechselkröten bis Februar 2019 fit gemacht werden.

Pro Biotop

Die bündnisgrünen Bezirksverordneten hoffen jetzt sogar auf eine vollständige Renaturierung des Geländes: „Nachdem eine Bebauung einmal mehr gescheitert ist, weil es keinen Investor gibt, muss jetzt die Chance ergriffen werden, das Biotop Wernerbad zu schützen und den Menschen im Bezirk dauerhaft zugänglich zu machen“, heißt es in einer Mitteilung vom bezirklichen Sprecher der Grünen, Nickel von Neumann.

Für Senioren

Die Fraktion der CDU geht weiterhin davon aus, dass hier eine Pflegeeinrichtung auf Teilen des Geländes entsteht. „Dass das jetzt in Regie der öffentlichen Hand geschehen soll, halten wir jedoch für einen fatalen Fehler“, sagt Alexander J. Herrmann, der Fraktionsvorsitzende der Marzahn-Hellersdorfer CDU. Es fehle dem Land Berlin im Vergleich zu den spezialisierten privaten Trägergemeinschaften an Kompetenz, um ein solches Leuchtturmprojekt im sozialen Bereich umsetzen zu können. „Mit viel zu vielen Bauprojekten beschäftigt sich der Berliner Senat doch viel zu lange“, sagt Herrmann. „Auch die Art, mit der man dem privaten Investor entgegentrat, war so nicht korrekt. Im Frühjahr gab es noch erste Entwürfe für die Kaufverträge – im Juni folgte die Absage“, so Herrmann.

Für den Verbleib des Idylls rund ums ehemalige Schwimmbecken spricht sich auch die Fraktion der Marzahn-Hellersdorfer Linken aus. „Es bietet sich jetzt die Möglichkeit, die geschützte Parkanlage und den See aus dem Grundstück herauszulösen und für die Öffentlichkeit in Landeseigentum zu erhalten“, heißt es in einer Stellungnahme der Fraktion. Das zu bebauende Areal könne dann im Rahmen des vorhandenen Bebauungsplans auch weiterhin im Sinne des Konzeptverfahrens entwickelt werden.

Datum 9. August 2018, Text: Stefan Bartylla, Bilder BAB Archiv