Einzelhandel: Die neuen Adressen an der Schnellerstraße in Niederschöneweide verleihen dem Ortsteil weiteren Schub // Ein Ort mit Historie.

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Einkaufen als Genuss

Wo noch vor kurzer Zeit Leere und Tristesse herrschten, entsteht derzeit ein neues Einkaufsparadies mit vier neuen Märkten. Am 27. April eröffnet das Möbelhaus MömaX eine neue Filiale an der Schnellerstraße 132-136 in Niederschöneweide. Mitte nächsten Jahres folgt ein Center des Einzelhandelskonzerns Edeka. Ebenso wird sich eine Filiale der Möbelkette Sconto unweit vom S-Bahnhof Schöneweide ansiedeln. Mitte März wurde bereits eine neue Filiale des Sportartikelhändlers und -händlers Decathlon eröffnet – es ist die zweite in Berlin.

Großzügiges Parkhaus

Die Investoren haben Großes vor: Edeka plant eine Verkaufsfläche von 3.500 Quadratmetern. Mit Lager und Nebenräumen wird das Center eine Gesamtfläche von rund 5.000 Quadratmetern haben. Zudem wird ein großzügiges Parkhaus gebaut. Das Unternehmen wird nach eigenen Angaben rund 14 Millionen Euro in den neuen Standort stecken. „Das moderne Edeka Center wird die Kunden mit großzügigen Bedientheken für Backwaren, Fleisch, Wurst, Käse und Fisch sowie der sogenannten Genuss-Welt begeistern“, kündigt eine Konzernsprecherin an. Neben dem modernen Ladenbau, umweltfreundlichen Kühlmöbeln und tageslichtgesteuerter LED-Beleuchtung wird der Vollsortimenter mit breiten Gängen und niedrigen Regalen „generationenfreundliches Einkaufen“ garantieren. 35.000 Artikel im Sortiment werden eine breite Vielfalt bieten – vom Discountniveau bis hin zu bekannten Marken und einer breiten Auswahl an Bio-, veganen und vegetarischen Produkten. In der „Genuss-Welt“ werden die Kunden frisch zubereitete Menüs und Snacks genießen können, im Markt wird dafür eine ganz besondere Bedienungstheke bereit stehen, daneben gleich die Sitzplätze im Café/Bistro-Stil. Dieser Bereich wird durch ein besonderes Ladenbaukonzept gestaltet. Auch MömaX greift für seine neue Niederlassung tief ins Portemonnaie: Rund 15 Millionen Euro fließen in die Neueröffnung, sagt ein Unternehmenssprecher.

Gute Ergänzung

Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) freut sich über die Entwicklung. „Die neuen Märkte an der Schnellerstraße stärken unser bezirkliches Hauptzentrum für den Einzelhandel am Bahnhof Schöneweide und machen die Gegend attraktiver“, so Igel. Nach vielen Jahren der Brache werde dem Gebiet endlich neues Leben eingehaucht. „Ich verspreche mir davon auch, dass das Zentrum Schöneweide gestärkt wird, da die neuen Märkte keine Konkurrenz, sondern eine sinnvolle und gute Ergänzung sind. Ich wünsche den neuen Märkten viele zufriedene Kundinnen und Kunden und freue mich darüber hinaus, wenn weitere verbliebene Brachflächen im Bezirk bald neu entwickelt werden.“ Eine solche befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft: Das Gelände der früheren Bärenquell-Brauerei verfällt zunehmend und wartet seit Jahren auf einen Investor. Sämtliche Bemühungen verliefen bislang im Sande. Zuletzt war eine Baumarkt-Kette wieder von ihrem Vorhaben, das Areal zu entwickeln, abgerückt.

Ort mit Historie

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Das ehemalige Verwaltungsgebäude wurde 2012 abgerissen

Wo nunmehr und vor allem künftig Einkaufswagen rollen, wurde früher heftig geschuftet. Bis 1990 war das VEB Berliner Metallhütten- und Halbzeugwerke (BMHW) auf der riesigen Fläche an der Schnellerstraße zu Hause. Der 1951 gegründete Betrieb beschäftigte bis zu 2300 Mitarbeiter, die mehrheitlich im Dreischichtbetrieb arbeiteten, unter anderem um den Dauerbetrieb und die optimale Auslastung der Hoch- und Schmelzöfen zu gewährleisten. Die Belastung der städtischen Umwelt, unter anderem durch die Abgase der Schmelzöfen und durch Einleitung von verunreinigtem Kühlwasser (wie aus Aluminiumsalz-Wäsche) in die Spree, war Experten zufolge sehr hoch. Die Produktionsstätten befanden sich beiderseits des Flusses.

Nach der Wiedervereinigung wurde die Produktion eingestellt. Der überwiegende Teil des ehemaligen Werksgeländes blieb danach ungenutzt. Lediglich einzelne Betriebsteile, wie ADMOS Gleitlager GmbH wurden weitergeführt. Ebenfalls waren einzelne, derzeit ebenfalls meist ungenutzte Gebäude, wie das aus Backstein errichtete Verwaltungsgebäude an der Schnellerstraße, bis zum März des Jahres 2012 noch erhalten. Jetzt kehrt dort neues Leben ein.

Nils Michaelis / Bilder: DECATHLON / Edeka