Berlin und Brandenburg besiegeln Planungsstart / Fortführung bis Gesundbrunnen geplant.
Reinickendorf und Pankow ächzen unter dem Pendlerverkehr aus dem Brandenburger Umland. Seit Jahren wird gefordert, den Nahverkehr auf der Schiene auszubauen, um für Entlastung zu sorgen.
Entsprechend hoch sind die Erwartungen an die seit gut 20 Jahren immer wieder diskutierte Wiedereröffnung der Stammstrecke der Heidekrautbahn. Dieses Projekt haben Berlin, Brandenburg und die Niederbarnimer Eisenbahn-Aktiengesellschaft (NEB) jetzt mit einer Planungsvereinbarung auf den Weg gebracht.
Wachsende Bevölkerung
Inhalt der Vereinbarung sind wesentliche Planungen für die Stammstrecke der Heidekrautbahn sowie daraus resultierende Anpassungen im restlichen NEB-Streckennetz. Dafür sind rund 760.000 Euro vorgesehen. Die Baukosten für die Trasse zwischen den Bahnhöfen Schönwalde im Landkreis Oberhavel und Wilhelmsruh kalkulieren die Planer mit rund 20 Millionen Euro. „Für die wachsende Bevölkerung in Berlin und Brandenburg bedeutet die Reaktivierung mehr klimafreundliche Mobilität und weniger Belastung durch den Straßenverkehr“, so Detlef Bröcker, Vorstand der NEB. Angepeilt werden bis zu 2.500 Fahrgäste am Tag.
Als Ziel wurde ausgegeben, die knapp 14 Kilometer lange Strecke bis zum Ende des Jahres 2023 für den Personenverkehr zu öffnen. Derzeit sind dort nur Güterzüge zur Firma Stadler unterwegs. Vor allem das Märkische Viertel wird von dem Projekt profitieren: Am Wilhelmsruher Damm (siehe Foto) und am Gewerbegebiet Pankow Park entstehen neue Bahnhöfe. Neben dem S-Bahnhof Wilhelmsruh wird ein Regionalbahnhof errichtet. Sämtliche Haltepunkte werden barrierefrei gestaltet. Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos/für Grüne) kündige zudem an, dass die Strecke bis spätestens 2030 bis zum Bahnhof Gesundbrunnen fortgeführt werden soll.
Zunächst ist vorgesehen, die bis zu 80 Kilometer pro Stunde schnellen Züge im Stundentakt verkehren zu lassen. „Die Strecke soll so ausgebaut werden, dass sie später ohne großen Aufwand für einen Halbstundentakt ertüchtigt werden kann“, erklärte Bröcker. Die Fahrzeit zwischen Basdorf und Wilhelmsruh soll gut 24 Minuten betragen. Derzeit gibt es mehrere Langsamsfahrstrecken mit einem Limit von zehn Kilometern pro Stunde. Zudem fehlen Gleise auf einem Abschnitt von gut 1,1 Kilometern.
Ausweichtrasse bleibt
Der Fahrgastverband Pro Bahn begrüßt das Vorhaben. „Man muss allerdings dafür sorgen, dass die Züge nicht irgendwo auf der eingleisigen Strecke herumstehen, sondern zügig vorwärtskommen, und zwar am besten im Halbstundentakt“, betont der Vorsitzende Peter Cornelius. „Auf vielen Umlandstrecken sind die tatsächlichen Fahrgastzahlen viel höher als ursprünglich geplant, daher sollten Züge angeschafft werden, die sich verlängern lassen.“
Die seinerzeit bei Berlinern für Ausflüge in die Schorfheide (daher auch der Name) beliebte Stammstrecke der Heidekrautbahn wurde 1905 eröffnet und nach dem Mauerbau stillgelegt. 1976 ging die Ausweich-Strecke von Karow über Schönerlinde nach Basdorf in Betrieb. Diese soll beibehalten werden. Die Heidekrautbahn ist eines von acht Vorhaben im Rahmen des Berlin-Brandenburger Bahn-Infrastrukturprojekts i2030. Auf dessen Website wird über den Fortgang informiert.
Datum: 15. Januar 2018. Text: Nils Michaelis. Bild: imago/Jürgen Ritter