Neue Flüchtlingsunterkunft bis Jahresende / SPD will auch Wohnungsbau.
Eines ist sicher: Mehr als 700 Geflüchtete sollen voraussichtlich bis Ende dieses Jahres eine neue Heimat in der ehemaligen Lungenklinik Heckeshorn finden. Ansonsten ist die Entwicklung des Areals in Wannsee ein Spiel mit vielen Unbekannten. Nun mehren sich Forderungen, dort Wohnungsbau beziehungsweise die Ansiedlung von Betrieben der Gesundheitswirtschaft zu ermöglichen.
Mischnutzung möglich
Im Jahr 2008 hatte der Liegenschaftsfonds für das Gelände ein Interessenbekundungsverfahren durchgeführt, allerdings ohne Ergebnis. Der Grund: Die potenziellen Investoren wollten dort Wohnungen bauen. Das lässt das Baurecht dort aber nicht zu. Eine Änderung lehnte das Bezirksamt bislang ab. Weitere Vermarktungsaktivitäten hat der Senat bislang nicht unternommen. Als Grundlage für die weitere Entwicklung des Grundstücks hat die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) eine Machbarkeitsstudie beauftragt. Danach ist eine Mischnutzung aus Schule, Wohnen und nicht störendem Gewerbe geplant. Die erforderlichen Abstimmungen sind allerdings noch nicht abgeschlossen, erklärt Finanzstaatssekretärin Margaretha Sudhof (SPD).
Ferner erlaubt das Baurecht, auf einem Teil des Geländes Geflüchtete unterzubringen. Bis Ende des Jahres soll Platz für 764 Menschen geschaffen werden, davon 522 Plätze in Gemeinschaftsunterkünften und 122 in eigenständigen Wohneinheiten. „Diese können perspektivisch nach Schaffung des entsprechenden Bauplanungsrechts auch als einzelne Wohnungen für verschiedene Bedarfsgruppen nachgenutzt werden“, so Sudhof in ihrer Antwort auf eine Anfrage des Abgeordneten Christian Gräff (CDU).
Planungen verzögert
Ob der Bezugstermin gehalten werden kann, ist allerdings fraglich. Das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten verwies dieser Tage auf Verzögerungen bei der Bauplanung. Nach unbestätigten Angaben sollen bereits rund 50 Menschen in dem verfallenen Gebäudeensemble Zuflucht gefunden haben.
„Offenbar hat der Senat mit dem Areal nichts vor, das ist erstaunlich“, so Gräff. „Tatsächlich könnte man dort so viel realisieren, etwa ein Medizinisches Versorgungszentrum oder eine Klinik einrichten. Der Ort ist für die Gesundheitswirtschaft wie geschaffen. Senat und BIM müssen endlich ein Gesamtkonzept für Heckeshorn vorlegen.“
Ausgewogener Wohnungsbau.
Ein solches fordert auch die SPD Steglitz-Zehlendorf, unterstützt zugleich aber auch die Pläne für eine Flüchtlingsunterkunft. „Wir glauben, dass am Ende auch Wohnungen kommen werden. Dieser Standort ist unverzichtbar“, so der Vorsitzende Ruppert Stüwe. Der Wohnungsbau müsse allerdings auch sozialverträglich sein, dürfe also nicht nur hochpreisige Objekte umfassen. Hierzu muss der Bezirk einen Bebauungsplan aufstellen und das Abgeordnetenhaus die Nutzung „Gesundheitsstandort“ streichen. Bisher gebe es hierzu aber keinerlei Aktivitäten.
Text: Nils Michaelis, Bild: imago/Steinach