Zerstückelter Rentner lag zehn Jahre lang tot in seiner Wohnung.
Grausiger Fund in einem Mietshaus in der Hosemannstraße: Am 9. Januar öffneten Feuerwehrleute die Wohnung des von einem Nachbarn als vermisst gemeldeten 90-jährigen Heinz N. in Prenzlauer Berg. Dabei entdeckten sie in einer Tiefkühltruhe die zerstückelte Leiche des Rentners.
Normalität vorgegaukelt
Die Ermittler vermuten, dass der Mann schon vor etwa zehn Jahren getötet und eingefroren wurde. Sie stellten fest, dass noch im Dezember und Januar Geld vom Konto des Toten abgehoben wurde. Jemand bereicherte sich also regelmäßig an der weiterlaufenden Rente. Dank Videoaufnahmen aus einer Bankfiliale wurde schließlich ein tatverdächtiger, 55-jähriger Pole in der Nähe der Wohnung des Rentners festgenommen und sitzt seitdem in U-Haft. In Presseberichten heißt es, Opfer und Tatverdächtiger waren früher vermutlich Bekannte. Die Polizei spricht von „dringendem Tatverdacht“, die Staatsanwaltschaft sieht bisher keine Anzeichen für Komplizen, ermittelt aber „in alle Richtungen“. Nicht Gegenstand dieser Recherchen sind die vom Nachbarn Dirk B. erhobenen Vorwürfe, Polizei und Wohnungsgenossenschaft hätten viel früher aktiv werden müssen. Er habe schon 2007 den Notruf gewählt, weil es eklig roch. Nachbarn aber widersprechen B.s Darstellung: „Es riecht jetzt nicht anders als vor vier Wochen“, sagt einer. Viele hätten geglaubt, der vermisste Renter sei in der Pflege und jemand kümmere sich um die Wohnung. Tatsächlich wurden der Briefkasten geleert, Blumen an den Fenstern gewechselt und sogar Handwerker für Reparaturen in die Wohnung gelassen. Alles, um den Anschein des Normalen vorzugaukeln. B. berichtet von Schließgeräuschen. Mieter erzählen, B. habe sich sogar mit dem Tatverdächtigen über diesen Lärm auseinandergesetzt. Die Polizei sagt: „Die vom Nachbarn angegebenen Geruchsbelästigungen könnten durch die Nachbarwohnung des Opfers entstanden sein, da in dieser Wohnung unhygienische Zustände herrschten. Der einzige Einsatz zu einem Vermisstenfall betraf die Mutter des Anzeigenden. Die Einsätze betrafen somit weder das Opfer noch dessen Wohnung.“
Neuer Verdacht
Inzwischen wird gegen den Tatverdächtigen in einem möglichen weiteren Mordfall ermittelt. So habe er Zugriff auf die Rentenzahlungen einer 92-jährigen Frau gehabt. Irma Kurowski wohnte bis 2002 in der Naugarder Straße 49 in Prenzlauer Berg und ist seit Ende 2000 verschwunden. Im selben Haus wohnte in dieser Zeit auch der mutmaßliche Mörder von Heinz N.. Die Frau wurde im August 2002 von Amts wegen bei der Anschrift abgemeldet. Die Wohnung könne deshalb nicht mehr abgesucht werden, sagt eine Polizeisprecherin und geht davon aus, dass auch diese Frau Opfer eines Verbrechens wurde.
Michael Hielscher, Bilder: Valerie Herberg/Polizei Berlin