Teile der Prinzessinnengärten in Kreuzberg ziehen ab 2020 nach Neukölln.

„Ja, es ist wahr: Die Prinzessinnengärten ziehen Ende 2019 vom Moritzplatz nach Neukölln. Wahr ist aber auch, dass der Standort am Moritzplatz auch darüber hinaus erhalten bleiben wird“, sagt Robert Shaw (Foto), Sprecher von „Nomadisch Grün“, einer Gesellschaft, die die Prinzessinnengärten 2009 gegründet hat. Mit außergewöhnlichen Beeten, Stauden und Kräutern hatte man damals die ehemalige Brache mitten in Kreuzberg zu idyllischer Blüte und internationaler Beachtung verholfen. „Common Grounds“ nennt sich hingegen der aus der „Nomadisch Grün“ im Jahr 2013 ausgegründete Verein, der ab dem kommenden Jahr am Moritzplatz das grüne Gärtner-Thema mit verstärkt sozio-kulturellem Aspekt fortführen wird.

Die Prinzessinnengärten am Moritzplatz sollen dann noch stärker als Bildungsorte genutzt werden, an denen Menschen zusammenkommen, um sich für Nachbarschaft und Natur einzusetzen, heißt es in einer Mitteilung des Vereins, der sich derzeit um einen Dauerpachtvertrag über eine Laufzeit von 99 Jahre n bemüht. Fast alle Fraktionen des Abgeordnetenhaus befürworten diese „dauerhafte Verwurzelung“ der Gärten hier – auerß die Politiker der AfD lehnen den Fortbestand der Prinzessinnengärten am Moritzplatz ab. Hier entstünde ein „neuer außerparlamentarischer Acker“, lautet eine der Begründungen.

Neuer Standort

An einer politisch kaum angreifbaren Neuansiedlung hat indes Robert Shaw mit seinen Urban-Gardening-Mitstreitern von „Nomadisch Grün“ erfolgreich gearbeitet „Natürlich hängt auch unser Herz noch immer an den Gärten am Moritzplatz“, sagt Shaw. Inzwischen sei dort aber so viel passiert, dass sich die ursprüngliche Idee der reinen grünen und gärtnerischen Gestaltung nicht mehr entscheidend weiter entwickeln ließe.

„Der Platz ist mittlerweile viel zu klein geworden, um alle Interessen unter einen Hut zu bringen und wir wollen wieder mehr Leute dazu bekommen, die sich gärtnerisch betätigen können“, sagt der 42-jährige Aktionsgärtner. Und genau für diesen Zweck hat er jetzt hervorragende Möglichkeiten in Neukölln gefunden: Sieben Hektar groß sind die Brachflächen auf dem hinteren Teil des Neuen St. Jacobi-Friedhofs an der Hermannstraße. „Riesige Flächen liegen auf diesem Friedhof brach“, erklärt Shaw, der in Verhandlungen mit dem Evangelischen Friedhofsverband von Berlin einen Pachtvertrag über eine Laufzeit von 30 Jahren schließen konnte.

Win-win-Situation

„Die Pflege des ungenutzten und inzwischen entwidmeten Teils des Friedhofs entlastet den Friedhofsverband und schützt das gesamte Areal“, erklärt Shaw das neue Projekt, das mit den ersten Hochbeeten und einem kleinen Café bereits im vergangenen Sommer zwischen die Naturwiesen an der Adresse Hermannstraße 99-105 gezogen ist. Ab Ende 2019 soll dann das volle Urban-Gardening-Programm hier ausgebaut werden. Bis dahin werden die Grabsteine der bereits abgelaufenen Gräber abgeräumt und die Flächen mit den vom Moritzplatz bekannten Staudengärten und Beeten in den mobilen Pallettentrögen belegt werden.

Auch das Projekt „Waldgarten“ der Uni Potsdam, das den Anbau von Bäumen, Sträuchern und Stauden mit essbaren Früchten umsetzt, wird es hier genauso geben, wie Seminare und Experimente für Kita-Kinder und Schüler. Ein bereits bestehendes Café auf der Eingangsfläche des Friedhofs wird in den kommenden Monaten ausgebaut und ab dem kommenden Frühjahr leckere, frische und gesunde Kost aus eigenem Anbau anbieten.

Gute Resonanz

Das Interesse scheint groß. „Schon jetzt haben sich über 200 Menschen angemeldet, die hier mit uns die gärtnerische Idee der Prinzessinengärten fortführen wollen“, sagt Robert Shaw, der ab April gerne neue Teilnehmer zu den Gartenarbeitstagen montags und mittwochs in der Zeit von 14 bis 18 Uhr begrüßen würde.

Datum: 14. Februar 2019, Bild und Autor: Stefan Bartylla