Nach der Arbeit schnell-schnell ins Fitnessstudio, abends dann noch mit den Kumpels in die Bar und am Wochenende mit voller Hektik durch die überfüllten Supermärkte: Wer sol lebt, macht sich selbst durch Freizeitstress fix und fertig.

Freizeit, das ist doch die etwas längere Pause zwischen zwei Arbeitstagen – denkt sich so mancher Berliner. Richtig, sogar das Wort „Pause“ stimmt auffallend. Das Problem ist aber: Dadurch, dass seit Jahren sowohl Arbeitsvolumen als auch –zeiten steigen, schrumpft die freie Zeit. Und hier lauert eine große und vielfach unterschätzte Gefahr: Während es zum Thema Stress am Arbeitsplatz unzählige Studien und Ratgeberartikel gibt, die dem geneigten Leser erklären, dass er mit seiner stressbedingten Schlaflosigkeit nicht alleine ist und wie er Arbeitstage entspannter gestaltet, wird Freizeit übersehen: Nicht wenige neigen nämlich dazu, die wenigen freien Stunden des Tages und ihrer Wochenenden so mit Aktivitäten zu füllen, dass von einer echten Entspannung nicht einmal mehr ansatzweise die Rede sein kann. Freizeitstress lautet das Stichwort und er zeigt sich in durchgefeierten Nächten, mit Einkäufen verschwendeten Samstagen und zur Hektik verleitenden Sportterminen unter der Woche. Wie diese Gefahr im Feierabend verhindert werden kann, will der folgende Ratgeber genauer unter die Lupe nehmen.

1. Termine reduzieren

band
Natürlich macht Musizieren in der Band Spaß, aber durch feste Probe- und Auftrittstermine wird ganz schnell Freizeitstress daraus.

Montag Tennis, Dienstag Bandprobe, Donnerstag Dartspiel und am Wochenende Hertha-Heimspiel. Wer sich seine Freizeit mit so vielen Terminen volllädt, darf sich nicht wundern, wenn er nicht mehr entspannt. Das Tückische: Viele sehen diese Beschäftigungen als Freizeit an – was sie ja eigentlich auch sind. Aber durch die feste Terminierung werden solche Veranstaltungen zur Pflicht – auch wenn sie nichts mit dem Job zu tun haben. Und damit werden sie im Gehirn genauso behandelt, wie ein Meeting mit dem Chef oder Überstunden. Die Folgen: Die Zeit, in der wirklich abgeschaltet werden kann, sinkt rapide ab. Das Gehirn ist immer im Aktivitätsmodus.

Die Lösung kann deshalb nur lauten: Rigoros reduzieren. Ein fester Termin pro Woche sollte es sein, nicht mehr. Alles andere kann in Form lockerer Zusammenkünfte ablaufen, aber nicht mit stramm-preußischer Regelmäßigkeit. Zudem: Fußball kann auch im Fernseher oder Radio verfolgt werden. Ganz ohne Anfahrts-Stress und mit der bequemen Trainingshose.

2. Feiern einschränken

Der Mensch braucht Schlaf – zwar ist die nächtliche Stundenzahl bei jedem unterschiedlich, aber ohne diese feste Ruhe baut das Gehirn schon nach kürzester Zeit ab. Die Leistung sinkt und Arbeitsstress entsteht. Viele verbauen sich aber diese dringend notwendige Erholungsphase: Unter der Woche wird abends lange aufgeblieben. Das Argument: „Wenn ich schlafe, ist ruck-zuck der nächste Morgen angebrochen“. Und am Wochenende geht es abends auf die Piste – zugegeben, Berlin macht es einem hier auch nicht sonderlich einfach, wir alle wissen um unsere Clubs und Bars gleich um die Ecke. Das Problem daran ist aber: Je länger in der Nacht gefeiert wird, desto weniger erholsam wird der Schlaf:

  • Wer am Wochenende erst um fünf Uhr morgens ins Bett kommt, bringt seinen Tag-Nacht-Rhythmus vollkommen durcheinander, vor allem ein Problem für Morgentypen, wie dieser Fachartikel erklärt.
  • Wer hingegen nicht auf die anderen Aktivitäten des Wochenendes verzichten will, muss zwangsläufig auf Schlafstunden verzichten – oder sein restliches Samstags- und Sonntagsprogramm so straffen, dass es hektisch wird.

Das bedeutet: Liebe Clubgänger und Nachteulen, geht nicht jedes Wochenende feiern. Sucht euch lieber richtig gute Events aus, und besucht sie nur ein- oder zweimal im Monat. Ein Bier schmeckt auch auf dem Balkon gut – und kostet da zudem auch viel weniger als in der Szenekneipe.

3. Einkaufsstress abschaffen

Wer sich dieses Shopping-Chaos öfter als alle zwei Wochen antut, verbraucht wertvolle Freizeitstunden und gibt überflüssig viel Geld aus.
Wer sich dieses Shopping-Chaos öfter als alle zwei Wochen antut, verbraucht wertvolle Freizeitstunden und gibt überflüssig viel Geld aus.

Wer kennt das Gefühl nicht: Eigentlich müsste nach Feierabend noch der Einkauf erledigt werden. Aber da man vom Job eh schon gestresst ist, wird diese Tätigkeit aufs Wochenende verlegt – nur um sich dann mit zehntausenden anderen Berlinern, die die gleiche Idee hatten, durch die Gänge der Supermärkte zu quetschen. Um das zu verhindern, gibt es zwei Optionen:

  1. So vorausschauend planen (und einkaufen), dass die Fahrt zum Supermarkt nur alle zwei Wochen notwendig wird.
  2. Die Segnungen der Digitalisierung nutzen und den Einkauf von zuhause erledigen.

Ersteres ist nicht schwer und benötigt nur etwas Buchführung: Immer wenn ein Gegenstand zur Neige geht, einfach auf eine Einkaufsliste schreiben – und auch notieren, wie viel davon gekauft wurde. Außerdem spart das Geld: Bei jedem Einkauf neigen wir dazu, uns Kleinigkeiten zu kaufen, die wir eigentlich nicht benötigen. Die Rechnung ist denkbar einfach: Je seltener man sich im Supermarkt blicken lässt, desto geringer wird die Chance, sich Überflüssiges in den Einkaufswagen zu laden.

Der zweite Punkt ist ein echtes Kind der modernen Zeiten: Viele Händler bieten mittlerweile Bestellung per Internet an – die Ware wird dann bis vor die Haustür geliefert. Was ursprünglich eine Idee für Rentner war, die sich nicht mehr so gut zu Fuß bewegen können, ist nun auch bei Otto Normalverbraucher angekommen. Dabei sind es nicht mehr exotische Startups, die solchen Service teuer anbieten, sondern ganz normale Unternehmen wie Rewe. Zudem hat diese Vorgehensweise einen weiteren Vorteil: Niemand muss sich mehr mit dem Auto durch Staus quälen oder vollgeladene Tüten durch U- und S-Bahn schleppen.

4. Mehr chillen

Bis hierhin predigte der Artikel vor allem den Verzicht. „Darf ich auch mehr von irgendwas machen?“ fragt sich der Leser nun vielleicht und die Antwort lautet: Natürlich! Vor allem mehr Entspannung lautet die Devise. Denn mit den bislang genannten Maßnahmen wurde vor allem eines erzielt: Die wirklich freie Zeit der „Freizeit“ wurde massiv erhöht: Kein stundenlanger Einkauf mehr, der das halbe Wochenende auffrisst, keine durchfeierten Nächte, die einen gesunden Schlaf verunmöglichen. Damit sich das allerdings wirklich dauerhaft positiv auswirkt, sollte von nun an mehr gechillt werden: Schnappen Sie sich ein Buch oder einen guten Film, machen Sie es sich auf Couch, Terrasse oder Balkon gemütlich und genießen Sie die totale Abwesenheit von Terminen. Hilfreich kann es zum Beispiel sein, sich mal für ein Wochenende tatsächlich gar nichts vorzunehmen und sämtliche Aktivitäten spontan zu entscheiden.

5. Mehr Ruhe bei der Freizeitgestaltung

Statt im Club lieber mit den Freunden auf Balkonien feiern – das ist nicht nur wesentlich entspannter, sondern auch billiger – und die Musik bestimmt der Gastgeber.
Statt im Club lieber mit den Freunden auf Balkonien feiern – das ist nicht nur wesentlich entspannter, sondern auch billiger – und die Musik bestimmt der Gastgeber.

Natürlich bedeutet dieses Mehr an Chilligkeit nicht, dass sich nur noch in den eigenen vier Wändenbewegt werden muss. Im Gegenteil, Entspannung kann und wird natürlich auch im Berliner Umland funktionieren. Schnappen Sie sich ein paar Freunde und fahren zum Wandern und Grillen raus nach Schmöckwitz, wo erst im vergangenen Jahr einiges für die natürliche Seite von Berlins wasserreichstem Bezirk beschlossen wurde.  Oder über die Stadtgrenzen raus nach Brandenburg. Es kommt nur darauf an, dass bei diesen Aktionen keine Hektik entsteht.

 

 

6. Mehr und konstanterer Schlaf

Wichtig ist auch, dass die Nächte für einen wirklich erholsamen Schlaf genutzt werden. Zu diesem Zweck kann es nützlich sein, sich für die Wochentage feste Bettzeiten anzugewöhnen und sich auch tunlichst daran zu halten – der Mensch ist ein starkes Gewohnheitstier. Gleichsam sollte darauf geachtet werden, dass auch diese Schlafzeiten nicht zu gering sind. Sieben Stunden pro Nacht sollten es mindestens sein. Denn das hat auch noch einen weiteren Vorteil: Wer unter der Woche immer ausreichend schläft, häuft kein Schlafdefizit an, das sein Körper am Wochenende einfordern will. Samstags und Sonntags schläft der Körper also nicht mehr von selbst bis in die Puppen, sondern erwacht nach einer vergleichbaren Schlafzeit – sofern auch an diesen beiden Tagen die Einschlafzeit weitestgehend eingehalten wird – und dann steht mehr Freizeit zur Verfügung.

7. Sport ohne Club

Um fit zu bleiben, braucht es nur ein paar Hanteln und Trainingsvideos, anstatt eine überfüllte Muckibude mit überflüssigen Geräten.
Um fit zu bleiben, braucht es nur ein paar Hanteln und Trainingsvideos, anstatt eine überfüllte Muckibude mit überflüssigen Geräten.

Glaubt man diesem FAZ-Artikel, dann gehen 9 Millionen Deutsche regelmäßig ins Fitnessstudio. Und wer sich die Einrichtungen in Berlin anschaut, könnte den Eindruck gewinnen, das mindestens die Hälfte dieser Menschenmassen in der Hauptstadt trainiert. Das sorgt für Stress, denn es verlängert Wartezeiten an den Geräten und nicht zuletzt müssen Sportskanonen auch erst mal zum Studio kommen – weitere Verschwendung wertvoller Freizeit. Der Trick lautet also: Das Fitnessstudio muss nachhause kommen. Und das ist leichter, als mancher denkt:

  • Die meisten Kraftsportgeräte können durch entsprechende Übungen mit Lang- und Kurzhanteln ersetzt werden.
  • Klappbare Trimmräder passen auch in die kleinste Studentenwohnung.
  • Trainingspläne und Übungen für alle möglichen Fitnessarten gibt es in Web-Videoportalen

Das hat auch noch den Vorteil, dass keine Studiogebühren mehr anfallen. Und läuft es sich im Grunewald nicht angenehmer, als auf einem Laufband vor einem Wandposter? Zudem: Nach dem Training duscht es sich zuhause doch angenehmer als in der Massendusche im Studio.

8. Entspannte Hobbies

Auch bei den Hobbys kann schnell viel Stress entstehen: Etwa bei Bandproben, die Termindruck entstehen lassen. Die Lösung heißt: Hobbies suchen, die auch ohne feste Zeiten ausgeübt werden können. Wer also kicken will, sollte sich eher spontan mit Kumpels auf der Wiese treffen, anstatt im Stadtteilverein gezwungenermaßen wöchentlich zu trainieren und zu spielen. Auch über Freizeitaktivitäten wie Modellbau oder Malen mag man vielleicht diskutieren können. Fest steht aber: Solche Einmann-Hobbies sind extrem entspannend, können spontan ausgeübt werden  und halten durch ihre geringes Adrenalinaufkommen auch das Verletzungsrisiko in Grenzen.

Fazit

Entspannung ist, was man aus deiner Freizeit macht – auch ein Abend mit Buch und Couch muss nicht langweilig sein – aber definitiv erholsam.
Entspannung ist, was man aus deiner Freizeit macht – auch ein Abend mit Buch und Couch muss nicht langweilig sein – aber definitiv erholsam.

Freizeit ist nur so entspannend, wie jeder einzelne es ihr erlaubt: Wer sich seine Feierabende und Wochenenden mit Aktivitäten volllädt, darf sich nicht darüber echauffieren, dass seine Tage nur so verfliegen und er außerhalb des Urlaubs niemals wirklich entspannen kann. Wer in einer hektischen Welt mit immer weiter steigendem Arbeitsstress abschalten will, der schafft das nur, indem er die Action und die Terminlast in seinen freien Stunden auf ein Minimum reduziert und sich stattdessen mehr Entspannung und Spontanität gönnt.

 

 

 

red. / Bildquellen:

  1. © fotolia.com / tiero / Nejron Photo / Igor Mojzes
  2. © fotolia.com / mr.nico
  3. © fotolia.com / estherpoon
  4. © fotolia.com / Jacob Lund
  5. © fotolia.com / Kzenon
  6. © fotolia.com / nenetus