Auf der Brache entsteht bis zum Herbst ein temporäres Künstlerdorf.

Bald sollen auf der Brache hinter dem Bahnhof Zoologischer Garten Büroräume und ein Hochhaus entstehen. Noch aber steht das Areal leer und verwandelt sich seit einigen Tagen in eine Open-Air-Galerie. Unter dem Titel „HomeTownBerlin“ können hier Künstler und Kreative ihre Kunst feiern und ein Zeichen gegen ihre Verdrängung aus dem Stadtzentrum setzen. „Über 4.500 Quadratmeter Ausstellungsfläche, 1.500 Spraydosen Farbe, unzählige Street- und Urban-Art-Künstler, ein ganzer Sommer Zeit: Diese Zutaten werden die HomeTown in das spektakulärste Kunstprojekt der Stadt verwandeln“, heißt es von den Initiatoren. Noch ist von dem Künstlerdorf mitten in Berlin nicht viel zu erkennen. Das ist von den Organisatoren allerdings gewollt. Die Eröffnung war vielmehr ein Richtfest. Jetzt kann jeder Besucher bei der Entstehung und Entwicklung der Freiluft-Galerie dabei sein und die Fortschritte hautnah miterleben.

Wandel nutzen

Hinter dem Projekt stehen die gleichen Leute, die bereits die Ausstellung „Wandelism“ organisierten. Ähnlich wie bei dem erfolgreichen Kunst-Projekt, das zahlreiche Besucher in eine alte Kfz-Werkstatt in der Wilhelmsaue 32 gelockt hatte, soll auch die neue Galerie auf die Situation vieler Berliner Künstler aufmerksam und die Zwischennutzung von Immobilien für besondere Ausstellungen wieder salonfähig machen. Statt die Veränderungen, die die fortschreitende Gentrifizierung auslöst, zu fürchten, feiern sie den Wandel. Gleichzeitig soll auf den Mangel an bezahlbaren Räumlichkeiten für Kreative aufmerksam gemacht werden: „Tausende Künstler sind verzweifelt auf der Suche nach bezahlbaren Räumen, während immer mehr Ateliers, Werkstätten und Freiflächen verschwinden. 80 Prozent der rund 10.000 Künstler in der Stadt haben sich 2016 Atelier-suchend gemeldet. „Pro Jahr fallen 350 bezahlbare Ateliers weg, Tendenz steigend“, heißt es in der entsprechenden Projektbeschreibung.

Kritische Situation

Rund 150 Künstler wirken an dem Projekt am Zoo mit. Die Brache dort ist seit Jahren ungenutzt – obwohl es immer wieder Pläne für eine Bebauung gab. Unter anderem war ein Riesenrad im Gespräch. Erst vor wenigen Wochen wurde neue Pläne bekannt, laut denen auf dem 13.000 Quadratmeter großen Areal sowohl Studentenwohnungen als auch ein Hochhaus entstehen könnten. Wann und ob überhaupt mit dem Bau begonnen wird, steht aber noch nicht fest. Zumindest bis zum Herbst übernehmen nun die Künstler das Gebiet. Der Eintritt zur „HomeTown“, ihrer „urbanen Utopie im Herzen von West-Berlin“, kostet fünf Euro und hat donnerstags bis samstags, 12 bis 24 Uhr, geöffnet.

Datum: 22. Juni 2018, Text: Katja Reichgardt/Redaktion, Bild: imago/7aktuell