Im September werden die legendären CCC-Studios (heute Filmatelier Haselhorst) in Spandau, gegründet von Artur Brauner, 70 Jahre alt. Das sollte eigentlich auch kräftig gefeiert werden, aber ob der Plan realisiert wird, steht in den Sternen. Mehr als 700 Filme sind hier in den Jahren entstanden – darunter Klassiker wie „Querelle“ von Rainer Werner Fassbinder, „Der Tiger von Eschnapur“ von Fritz Lang, „Otto. Der Film“ und viele Serien und Videos. Bald könnte die letzte Klappe fallen.
Strom abgedreht
Alice Brauner, Tochter von Artur Brauner, führt das Unternehmen seit 2006 – jetzt wird ihr möglicherweise das Wasser und der Strom gekappt. Grund ist der Verkauf des Grundstücks nebenan. Mit den Eigentümern besteht seit Jahren ein Pachtvertrag über die Versorgung der Studios mit Wasser und Strom. Damit soll jetzt Schluss sein: Der aktuelle Eigentümer will nämlich mit den Abrissarbeiten beginnen und dafür muss die Versorgung abgedreht werden. So weit nicht existentiell, denn: „Auf der anderen Seite befindet sich ein schmales und langes Grundstück, das brach liegt. Da könnte die seit Langem gebrauchte neue Einfahrt gebaut und die notwendigen Leitungen verlegt werden“, erklärt Alice Brauner. Aber das Land Berlin mauert. „Das Grundstück gehört dem Liegen-schaftsamt und das Land Berlin hat seit 2013 den Grundstücksverkauf untersagt“, erklärt die Produzentin. „Wir verfügen über ein Wegerecht für dieses Grundstück, trotzdem dürfen wir es nicht kaufen.“ Die Studios sind nicht nur wegen der Wasser- und Stromversorgung darauf angewiesen, sondern es muss auch an- und umgebaut werden, um den internationalen Standards im Filmgeschäft gerecht zu werden. „Wir sind bis Mitte Juni komplett ausgelastet, aber wir brauchen dafür mehr Platz. Für das Catering, Außenkulissen, Parkplätze, große Lastwagen.“ Alice Brauner ist wütend. „Der ganze Bezirk Spandau steht hinter uns, die Verantwortlichen bleiben unbeweglich. Und das mit dem Etikett Kulturhauptstadt. Wenn ich die Verträge, die ich für die Produktionen unterschrieben habe, nicht einhalte, bin ich schadenersatzpflichtig.“ Die Fortführung des Unternehmens am Standort ist mehr als gefährdet, das Fest zum 70. Bestehen sowieso. Geplant war ein Jubiläum mit bis zu 500 prominenten Gästen. „Ich muss schon im März Vormerkungen für den September rausschicken und mit den Planungen beginnen. Wenn ich nicht weiß, wie es weitergeht, sind mir die Hände gebunden“, schimpft die Produzentin. Trotz mehrmaliger Nachfrage bei der BIM, dem Berliner Immobilienmanagement, war keine Stellungnahme in der Angelegenheit zu bekommen.
Rechtsstreit möglich
Schon im Dezember 2015 hätte die Entscheidung fallen sollen. Das Unternehmen wartet bis heute umsonst und überlegt, den Rechtsweg einzuschlagen. Es geht um Arbeitsplätze, aber auch um das Image des Bezirks Spandau. „Aus meiner Sicht haben die Verantwortlichen keine Chance gegen uns“, hofft Alice Brauner. Dennoch: Eine Klage kostet Geld und Nerven und Zeit.
Anke Walter / Bild: imago/pixelpress