Lebensraum der Zauneidechsen wird immer kleiner.


Wir stellen Ihnen in der Serie „Naturwesen des Jahres“ 2020 Vertreter aus der heimischen Fauna und Flora vor, die vom Naturschutzbund (NABU) und anderen Verbänden als sogenannte „Jahreswesen“ auserkoren worden sind.


Die Zauneidechse wurde von der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) zum „Reptil des Jahres 2020“ ernannt. Ihre Männchen sind zur Paarungszeit leuchtend smaragdgrün und attraktive Werbeträger für die oft kritisch beäugten heimischen Reptilien. Zauneidechsen zählen zur Gattung der Smaragdeidechsen. Charakteristisch für die variabel gezeichneten Reptilien, die in Mitteleuropa meist 18 bis 20 Zentimeter Gesamtlänge erreichen, ist neben den prächtig grünen Flanken der Männchen eine braune Rückenfärbung mit dunklen Flecken und drei oft nur angedeuteten weißen Linien. Es gibt auch Farbvarianten wie „Schwärzlinge“, rotrückige und fast zeichnungslose Tiere.

Relativ anspruchslos

Zauneidechsen besiedeln in mehreren Unterarten das zweitgrößte Verbreitungsgebiet aller europäischen Echsen. Es reicht von England bis zum sibirischen Baikalsee und von Mittelschweden bis Griechenland. Zauneidechsen sind relativ anpassungsfähige Reptilien (heißt: Kriechtiere), die eigentlich keine hohen Ansprüche an ihre Lebensräume stellen. Sie bewohnen strukturreiche Flächen im Offenland, Saum- und Übergangsbereiche an Wald- und Feldrändern, als Kulturfolger auch gerne Lebensräume in naturnahen Gärten oder entlang von Straßen, Bahnstrecken und Zäunen – daher ihr deutscher Name.

Starke Gefährdung

In Deutschland kommt die Art in allen Bundesländern vor, wobei die Dichte im Nordwesten deutlich geringer als im Osten und Süden ist. Leider verschwindet die früher allgegenwärtige Art aus der zunehmend ausgeräumten Landschaft. In der bereits zehn Jahres alten deutschen Roten Liste befindet sich die Zauneidechse (Lacerta agilis) noch auf der sogenannten Vorwarnliste. Das bedeutet, dass sich ihre Lage in den nächsten Jahren verschlechtern könnte. Auf den oft aktuelleren Roten Listen der meisten Bundesländer wird die Zauneidechse tatsächlich inzwischen bereits als gefährdet oder sogar stark gefährdet eingestuft. Das wird sich sicher auch in der anstehenden neuen gesamtdeutschen Liste wiederspiegeln.

Nicht nur die Art selbst ist streng geschützt. Da die Zauneidechse im Anhang der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union aufgelistet wird, ist es zudem verboten, ihre Lebensräume zu beschädigen oder zu zerstören. Dennoch sind Zauneidechsen bei großen Bauvorhaben oft die Leidtragenden und geraten durch teure Abfang- und Umsiedlungsaktionen in den Blick einer kritischen Öffentlichkeit. Anstatt solcher, nur selten erfolgversprechender Maßnahmen sind die Eingriffsvermeidung sowie Sicherung, Vergrößerung und Vernetzung vorhandener Lebensräume die bessere Lösung.

Besonnte Bereiche

Zauneidechsen sind etwa die Hälfte des Jahres aktiv. Männchen verlassen die Winterquartiere meist im März/April und beenden ihre Aktivität oft im August. Weibchen erscheinen etwas später; am längsten sind Jungtiere zu beobachten, die sich oft erst im September zurückziehen. Zauneidechsen sind tagaktiv. Zum Aufwärmen suchen die Tiere gut besonnte Bereiche auf. Bei hohen Temperaturen bewegen sie sich dagegen im Schutz der Vegetation oder in feuchten Bereichen, sofern sie nicht ganz in ihrem Unterschlupf bleiben. Zauneidechsen ernähren sich vor allem von Insekten und Spinnen. Heuschrecken und Raupen fressen sie besonders gerne. Umgekehrt werden Zauneidechsen von Vögeln, aber auch von Säugetieren – zum Beispiel von Mäusen bis zu Wildschweinen – gefressen.

Datum: 3. April 2020 Text: Manfred Wolf/NABU Bild: DGHT Trapp