
Drogenbeauftragte des Bundes treibt Aufklärung über Risiken von Cannabis voran. Forderungen nach Legalisierung reißen nicht ab.
Sollte man Cannabis legalisieren? In den meisten Ländern der Welt ist der Besitz und der Verkauf der Droge illegal, doch es gibt Ausnahmen. In Uruguay und einigen US-Bundesstaaten wird der Besitz und Vertrieb von Haschisch und Marihuana nicht mehr unter Strafe gestellt. Auch in Deutschland werden derlei Forderungen immer wieder erhoben, insbesondere seitens Sozialdemokraten, Linken und Grünen.
Der Jahresbericht der Drogenbeauftragten der Bundesregierung macht Befürwortern allerdings wenig Hoffnung, dass CDU und CSU auf ihre Linie einschwenken und die Pläne bald Realität werden. Eher sind weitere Kontroversen zu erwarten.
Jahresbericht der Drogenbeautragten: Häufiger Cannabis-Konsum hat bedenkliche Folgen
Bei der Aufklärung über die mit dem Konsum von Cannabis verbundenen Gesundheitsrisiken sieht Daniela Ludwig, die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, einen besonderen Handlungsschwerpunkt. „Keine andere Droge ist bei Jugendlichen so sehr ein Thema“, heißt es im Jahresbericht der CSU-Politikerin. Zu jenen Risiken zählt eine Beeinträchtigung der Hirnleistung. „Abhängig vom Konsumverhalten zeigen sich zum Teil erhebliche Beeinträchtigungen bei der Lern- und Erinnerungsleistung, aber auch negative Auswirkungen auf andere kognitive Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit, Problemlösen und Denkleistung.“
Insbesondere beim Konsum im Jugendalter sei unklar, ob diese Schäden reversibel sind. Um die Aufklärung voranzutreiben, wurde eine Website erstellt. Sie richtet sich an Jugendliche, ihre Bezugspersonen sowie Lehrkräfte. Es wird geschätzt, dass fast jeder zehnte Cannabiskonsument eine Abhängigkeit entwickelt. „Beginnt man bereits im Jugendalter, Cannabis zu konsumieren, so liegt die Wahrscheinlichkeit bei 17 Prozent.“ Auf welchen Erhebungen diese Schätzungen beruhen, geht aus dem Bericht nicht hervor. Mit ihrer warnenden Haltung gegenüber den Risiken des Cannabiskonsums gerade bei Jugendlichen ist Ludwig allerdings nicht allein.
Berliner Modellversuch zur Freigabe von Cannabis gescheitert
Auf der anderen Seite reißen die Forderungen auf Bundes- und Landesebene nicht ab, das Verbot des Verkaufs und Besitzes von Haschisch und Marihuana aufzuheben. Mit der Legalisierung könne der Staat die Einfuhr, die Qualität, den Verkauf und die Abgabe von Cannabis besser kontrollieren, sagen Unterstützer. Aufklärungsgespräche vor dem Kauf könnten zur Pflicht werden. Kriminellen Kreisen würde man so eine wichtige Einnahmequelle entziehen.
Der rot-rot-grüne Senat von Berlin wollte wissenschaftlich ermitteln lassen, ob eine staatlich kontrollierte Abgabe von Cannabis zu einem risikoärmeren Konsumverhalten führt. Das zuständige Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte verweigerte im Frühjahr allerdings die Genehmigung für einen Modellversuch in der Hauptstadt.
In einem Positionspapier spricht sich die SPD-Bundestagsfraktion dafür aus, den Konsum von Cannabis zu entkriminalisieren. Weder Verbot noch Strafverfolgung hätten bis dato zum Rückgang des Cannabiskonsums geführt, heißt es darin.
Datum: 3. Dezember 2020, Text: Nils Michaelis, Bild: imago images/Photothek