Staufalle Oranienburger Straße – alles muss raus und alles kommt neu.

Viele Linden sind schon weg – ihre Stumpen sind sichtbare Vorboten einer der größten Straßenbauprojekte in Reinickendorf: Auf fast 2,5 Kilometern wird die Oranienburger Straße in Wittenau zwischen Wittenauer- und Tessenowstraße generalsaniert (wir berichteten). Endlich, denkt so mancher, der sich über die Risse und Löcher der malträtierten und nach harten Wintern immer wieder nur sporadisch geflickten Trasse quälte. Fürchterlich, wissen andere, die hier in den nächsten drei, vier Jahren permanente Staufallen, Lärm und Stress befürchten.

Lange Nerverei

Beide Seiten haben Recht. Denn Fakt ist: Es wird eine kilometer- und jahrelange Nerverei. Die wichtige Nord-Süd-Verbindung im nördlichen Berlin ist hier auch Teil der Bundesstraße 96, den täglich 25.000 Fahrzeuge passieren. Sie müssen sich andere Wege durch die Nebenstraßen suchen; zweifelsohne ist da der tägliche Verkehrskollaps programmiert. Oder vielleicht doch nicht? Baustadträtin Katrin Schultze-Berndt (CDU) jedenfalls versicherte beim Projektstart kürzlich, die Bauunternehmen würden die einzelnen Abschnitte so aufteilen, dass sich stauträchtige einspurige Strecken mit zweispurigen abwechselten. „Das macht den Verkehr insgesamt flüssiger, wie auch die Umleitungen, beispielsweise durch die Cyklopstraße“, sagt sie.

Breitere Wege

Nach Ostern geht’s richtig los. Dann beginnen Abbruch und Aushub der 40.000 Quadratmeter Fahrbahndecke, gleichzeitig im Norden und im Süden. Im Zuge dieser Maßnahmen werden auch die Rad- und Gehwege erneuert; es wird breiter für Radler und Fußgänger auf der Oranienburger. Dieser Platzzuwachs ist auch mit ein Grund für das Verschwinden der Linden. Da der Mittelstreifen überdies weg muss, um während des Umbaus weitestgehend einen zweispurigen Verkehr zu sichern, hatten die Bäume keine Chance. Mitte 2020, nach Abschluss der Arbeiten, kehrt der Mittelstreifen zurück – allerdings schmaler und dann neu bepflanzt mit kleinen, weniger raumgreifenden Bäumchen.

Kostet Zeit

Niemand legt sich derzeit fest, ob das vom Senat finanzierte 10-Millionen-Euro-Projekt im Zeitrahmen bleiben wird. „Das hängt auch vom Zustand der Kanalisation und der Versorgungsnetze unter der Straße ab“, sagt Schultze-Berndt. Alles muss raus und alles kommt neu: Wasser, Abwasser, Strom, Gas, Kommunikation. Darunter auch eine hundertjährige, gusseiserne Hauptwasserleitung, die das ganze nördliche Berlin versorgt – „das wird schwierig und kostet Zeit“. Genaues ließe sich erst sagen, wenn der Boden aufgebuddelt ist. Wohl nicht die einzige Unwägbarkeit dieses aufwändigen Bauprojekts. Auf alle Fälle wird’s ungemütlich für Anwohner und Autofahrer entlang der Oranienburger Straße.

Jürgen Zweigert, Bild: Michael Hielscher