Kiez: im Norden am stärksten von Kriminalität belastete Bezirksregion.

Dort, wo es dunkelbraun ist, ist Berlin am gefährlichsten. Zumindest im aktuellen Kriminalitätsatlas der Polizei. Dunkelbraun eingefärbt sind zum Beispiel große Teile von Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte.Oder auch der Bereich zwischen Hermannstraße, Ringbahn und Karl-Marx-Straße, die sogenannte Mitte von Nord-Neukölln. Als einzige Neuköllner Bezirksregion fällt dieses in sich so gegensätzliche Gebiet, wo der aufstrebende Körnerkiez auf den sozial benachteiligten Rollbergkiez trifft, in die schwierigste Kategorie.

Zwar ging die Zahl der ermittelten Straftaten von 10.113 im Jahr 2014 auf 9.783 im vergangenen Jahr leicht zurück, doch liegt das Gebiet weit vor anderen Bezirksregionen: Im Bereich Reuterstraße, dem am zweitstärksten belasteten Gebiet, waren es 2015 knapp über 7.000 Vorfälle. Am ruhigsten war es im nördlichen Buckow (966 Delikte). Im gesamten Bezirksgebiet stieg die Zahl der ermittelten Straftaten von 44.978 im Jahr 2014 auf 47.014 im vergangenen Jahr. Berücksichtigt wurden unter anderem Raub, Körperverletzung, Einbruch und Rauschgiftdelikte.

Manch einer im Kiez nimmt die Polizeistatistik eher gelassen. „Wir hatten bislang keine Überfälle in unserem Geschäft“, sagt Erkan, Mitarbeiter eines Spätverkaufs in der Fuldastraße. Seinen kompletten Namen will er nicht in der Zeitung lesen. Auch die Gefahrenlage nachts auf der Straße beurteilt er weniger dramatisch als die Zahlen der Polizei vermuten lassen. „Wenn man niemanden provoziert, passiert auch nichts“, sagt er.

Berlinweit wurden 2015 die meisten Vergehen im Regierungsviertel gezählt (90.000 Fälle). Auf dem zweiten Platz landet die Bezirksregion Kurfürstendamm. Im gesamten Stadtgebiet ermittelte die Polizei im vergangenen Jahr 569.549 Straftaten (2014: 543.156).

Mehr Polizeipräsenz

Landespolitiker suchen nach Lösungen für die Kriminalitätshochburgen. Rund um den Görlitzer Park ist die Polizei zuletzt mit einer Taskforce und teils massiver Polizeipräsenz gegen Drogendealer vorgegangen. Der Senat hat ein Modellprojekt für eine Videoüberwachung mit mobiler Wache am Alexanderplatz auf den Weg gebracht, das aber erst nach der Wahl im September zum Zug kommen soll. „Der Görlitzer Park und andere Hotspots wären für das Modellprojekt ebenfalls geeignet“, sagt Frank Zimmermann, der Innenexperte der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus. In größeren Gebieten, etwa in Neukölln-Mitte, müsse die Polizei mit mehr Fußstreifen für Sicherheit sorgen: „Niemand will großflächige Überwachungszonen.“

Autor/Bild: Nils Michaelis