Verein fordert neuen Standort für das lange geplante Einheitsdenkmal.
Es könnte so einfach sein: Bereits im Jahr 2007 fiel im Bundestag die Entscheidung, ein Denkmal für Freiheit und Einheit zu errichten, das an die friedliche Revolution und die deutsche Wiedervereinigung erinnern soll. Heute, rund elf Jahre später, zeigt sich, dass an der Realisierung des Denkmals gar nichts einfach ist. Nun gibt es erneut Kritik an dem geplanten Standort der „Einheitswippe“ vor dem Berliner Schloss. Der Verein „Berliner Historische Mitte“ sieht die Wippe lieber vor dem Reichstagsgebäude – und will dafür bis zum 3. Oktober jeden Abend auf der Reichstagswiese demonstrieren. „Das Humboldt Forum hat – von niemandem bestritten – einen globalen, kosmopolitischen, kosmokulturellen Anspruch. Diesen kann man nicht durch ein deutsches Nationaldenkmal vor dem Haupteingang konterkarieren“, erklärt der Verein. Zudem sei der Hauptort der deutschen Einigung nun mal das Berliner Reichstagsgebäude.
Offener Brief
In einem offenen Brief wandte sich der Verein bereits im Juni mit seinem Anliegen an den Bundestag – und konnten bereits einige Unterstützer aus Politik und Wirtschaft für sein Anliegen gewinnen. Fast zeitgleich beschloss das Plenum des Bundestages den Bau des Denkmals vor dem Schloss nach einem Entwurf der Architekten Milla und Partner. Dass es nun noch zu einer Umverlegung des Standortes des Denkmals kommt, ist fraglich. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) bezeichnete die Idee kürzlich als „Totgeburt“. Zum einen gefährde sie das gesamte Projekt, da sich der Bundestagsbeschluss ausdrücklich auf den bisherigen Standort beziehe. Zum anderen sei es technisch nur schwer möglich, die Wippe auf der Wiese zu installieren. Für den Verein keine Begründung. „Die Probleme im Untergrund sind am denkmalgeschützten Sockel des einstigen Kaiser-Wilhelm-Denkmals vorm Schloss sehr viel größer. Dadurch würden wertvolle Gewölbe zerstört“, erklärt der Verein. Zumindest über die Bedeutung des Denkmals herrscht Einigkeit. Auch darüber, dass es so schnell wie möglich realisiert werden soll. Ginge es nach den Planern würde die Wippe im kommenden Jahr, also pünktlich zum 30-jährigen Mauerfall-Jubiläum, wie vorgesehen auf der Berliner Schlossfreiheit stehen.
Partner abgesprungen
Ursprünglich war die Fertigstellung für das Jahr 2009 geplant. In den Wettbewerben konnte aber kein Gewinnerentwurf gekürt werden. Erst 2011 stand der Entwurf von Johannes Milla und Sasha Waltz als endgültiger Sieger fest. Die „Wippe“ war geboren. 2016 wurden die bereits begonnen Planungen gestoppt, zuvor war bereits Sasha Waltz abgesprungen und eine Kostensteigerung von zehn auf rund 15 Millionen Euro bekannt geworden. 2017 folgte dann eine erneute Abstimmung über das lange geplante Denkmal.
Datum: 27. Juli 2018, Text: Katja Reichgardt, Bild: imago/ Wolf P. Prange