Die Floßhütte von Zoltan Grasshoff soll obdachlosen Menschen bei der Quartierssuche helfen.

Seit einem halben Jahr ankert Zoltan Grasshoff mit seiner selbst gebauten Floßhütte in der Rummelsburger Bucht. Sieben Meter lang und fünf Meter breit sind die Holzplanken, die auf einer Spezialkonstruktion aus Plastikkanistern befestigt sind. Das Herzstück des Decks ist eine spärlich möblierte Hütte: Ein Bett, Anrichte, ein Schrank auf 15 Quadratmetern. Licht fällt durch bodentiefe Fenster an Bug und Heck. Toilette und Dusche gibt es in einem Bootshaus am Ufer. Für die Mobilität sorgt ein vier PS starker Motor. „Dafür brauche ich noch nicht einmal einen Führerschein“, sagt Grasshoff. Im Winter soll die Floßhütte jetzt zu einem Platz der Hoffnung für wohnungslose Menschen werden.

Guter Zweck

Vor rund fünf Jahren startete der gebürtige Schöneberger mit Freunden die Initiative „Kältenothilfe“. Rund 40 bis 50 Unterstützer ziehen seitdem in den Wintermonaten mehrmals wöchentlich durch Berliner U-Bahnhöfe, um obdachlosen Menschen mit selbstgekochten Mahlzeiten und gespendeter Kleidung zu helfen. „Unsere reiche Gesellschaft schafft es nicht, diese Menschen mit dem Nötigsten zu versorgen und es gibt nur ganz wenige Unterkünfte in der Stadt, in denen Obdachlose menschenwürdig übernachten können“, sagt Grashoff. In einem früheren Leben war er Leiter einer Call-Center-Abteilung, hatte einen gut bezahlten Job. Aber irgendwann konnte er einfach nicht mehr weggucken und hat sich um die Menschen am Rande unserer Gesellschaft gekümmert. Deshalb will er im kommenden Winter Obdachlosen sein Floß als Unterkunft zur Verfügung stellen, die von hier aus zu Terminen bei Behörden und Ämtern begleitet werden können. Das Floß soll als Startbasis für ein neues und einfacheres Leben dienen.

Schwierige Standortsuche

„Bei der aktuellen Wohnraumsituation in Berlin ist es auch für freie Initiativen enorm schwierig geworden, Obdachlosenhilfe in der Innenstadt zu organisieren. Wir finden selbst kaum noch geeignete Unterkünfte für unsere Zwecke in Citynähe. In der kalten Jahreszeit halten sich aber diese Menschen gerade in der Innenstadt auf. Mit dem Floss auf den Gewässern in der Stadt können wir flexibel darauf reagieren“, so Grasshoff, der mit seinem Floss schon bald woanders vor Anker gehen möchte. „Nachdem ich gehört habe, wie schlimm der Seeboden der Rummelsburger Bucht mit Giftschlamm verseucht ist, suche ich mir einen saubereren Platz“, erklärt der „Pirat“, der seine Bucht bald verlassen wird. Wer das Projekt der Kältenothilfe unterstützen möchte, kann über Facebook den Kontakt zu der Initiative aufnehmen.

Bild/Autor: Stefan Bartylla