Projekt: Neuer Schub für das Denkzeichen Wassersport.

Ob als Aussichtspunkt oder versteckter Ort zum Knutschen: Jahrzehntelang war das Sportdenkmal an der Regattastrecke in Grünau ein beliebter Treffpunkt. Vor gut 43 Jahren ließen es die SED-Granden abreißen. Nun soll der steinerne Koloss wieder aufgebaut werden, wenn auch in abgewandelter Form. Eine 15 Meter hohe Konstruktion des Köpenicker Metallgestalters Rüdiger Röhl soll den steinernen Koloss nachempfinden (Titelfoto). Möglich wird der Neubau, weil die Lotto-Stiftung Berlin dafür jetzt 300.000 Euro freigegeben hat. Der Bezirk stellt das Grundstück zur Verfügung. „Aus sportgeschichtlicher Sicht, aber aus touristischer Perspektive kann somit wieder ein Ort entstehen, der sowohl erinnert als auch verbindet sowie zum Verweilen einlädt“, so der Grünauer Abgeordnete Robert Schaddach (SPD).

Politisch heikel

Das Sportdenkmal war zu einer Zeit errichtet worden, als allerorten Bauwerke zu Ehren von Kaiser Wilhelm I. entstanden. In Grünau kam eine weitere Bedeutung hinzu: Das 1898 vollendete Denkmal sollte auch die Einheit des deutschen Sports zum Ausdruck bringen. 300 Sportvereine aus ungefähr 100 deutschen Städten stifteten Steine aus einheimischen Materialien. Darin wurden neben dem Namen auch der Herkunftsort eingraviert. Besonders zahlreich waren die Wassersportvereine vertreten, von 57 bekannten Berliner Stiftern entfielen 23 auf Rudervereine und zehn auf Segelvereine. Nach dem Zweiten Weltkrieg lagen viele Stifterorte in Polen: So kam zum Zeugnis der ungeliebten Kaiserzeit auch die aus Sicht des SED-Regimes politisch heikle Erinnerung an die ehemaligen deutschen Ostgebiete. Während das Denkmal geschliffen wurde, sicherten Grünauer Bürger einige Steine. Sie sind im Grünauer Wassersportmuseum ausgestellt – ebenso wie der Entwurf für die Nachfolgekonstruktion.

Langer Atem

Seit den frühen 1990er-Jahren kämpfte eine Grünauer Initiative darum, das Sportdenkmal neu zu errichten. Einer der ersten Beschlüsse des örtlichen Bürgerkomitees, das sich aus Vertretern aller Parteien und Einzelpersonen zusammensetzte, forderte seinerzeit den Wiederaufbau. Aus der Gruppe ging der Förderverein „Denkzeichen Wassersport in Berlin“ hervor. Trotz einiger Rückschläge treibt er das Projekt bis heute an. Derzeit engagieren sich rund 30 Menschen für den Verein, der von verschiedenen Parteien unterstützt wird. Einer von ihnen ist Werner Philipp. Der Grünauer ist einer der Gründer des örtlichen Wassersportmuseums und führte jahrelang den Förderverein. „Das Sportdenkmal war weniger reaktionär als viele glauben“, sagt der 82-Jährige. „Denkmäler zu Ehren von Kaisern gab es damals viele, die Steine spiegelten die geologische Vielfalt Deutschlands wider.“ Den Vorteil des metallenen Nachbaus sieht Philipp darin, dass er nicht die Sicht aufs Wasser blockiert. Wann das Denkzeichen steht, ist derzeit allerdings offen. Der Förderverein ruft zu Spenden auf.

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Weitere Informationen

Förderverein Denkzeichen Wassersport e.V.
www.denkzeichen-wassersport.de
Bankverbindung für Spenden:
IBAN DE 09-100-50000-0190-200-499

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Nils Michaelis / Bild: Mario Koch Plafondgesellschaft Grünau