Stadtentwicklung: Weil neben einem Containerquartier eine weitere Wohnanlage entstehen soll, fürchten Anwohner eine Verdichtung an der Lissabonallee.
In diesem Jahr plant der Senat die Errichtung von maximal 18 sogenannten „Tempohomes“ zur Unterbringung von Flüchtlingen. Eines dieser Containerquartiere soll offenbar an der Lissabonallee entstehen. Die Flüchtlingsunterkünfte sind normalerweise für 450 bis 500 Personen konzipiert. „Aufgrund der niedrigen Zugangszahlen und Alternativunterkünften ist es möglich, sie mit weniger Flüchtlingen als ursprünglich geplant zu belegen“, bestätigt die Senatsverwaltung für Soziales.
Keine konkreten Planungen
Was das für den geplanten Zehlendorfer Standort bedeutet, der laut Finanzverwaltung voraussichtlich Anfang 2017 errichtet werden soll, ist aber unklar. „Dem Bezirksamt liegen derzeit noch keine konkreten Planungen vor“, sagt Bezirksbürgermeister Norbert Kopp (CDU). Erst wenn diese abgestimmt vorlägen, könnten das Bezirksamt und die zuständigen Senatsverwaltungen Aussagen zu einer Realisierung treffen. Dann soll es auch eine Informationsveranstaltung geben. Manchen Anwohnern ist das zu spät. Der Verein „Gartenstadt Düppel“ plante eine eigene Veranstaltung für den 5. Oktober. In einem Brandbrief an mehrere Politiker kritisiert der Vereinsvorsitzende Thomas Harkenthal die Errichtung der Tempohomes. „Verständlicherweise werden Turnhallen geräumt und in unserem Fall aber der einzige frei verfügbare Sportplatz zugebaut“, schreibt Harkenthal und verweist auf eine drohende Verdichtung im Kiez. Weil zu den Flüchtlingsunterkünften auch noch eine Wohnanlage mit 450 Bewohnern geplant sei, fürchtet Harkenthal „eine nicht mehr hinnehmbare Verschlechterung des Wohnumfeldes“. Schon jetzt würden Park, Spielplätze und Kitas von Zehlendorfern jenseits der Potsdamer Chaussee genutzt.
Appell an die Anwohner
Zumindest beim Sportplatz kann Kopp jedoch Entwarnung geben. „Die Leitung des Jugendamtes geht davon aus, dass es bei einer sinnvollen Bauplanung für die Jugendfreizeiteinrichtung keinerlei Einschränkung geben wird“, sagt der Bürgermeister. Hinsichtlich des möglichen Baus einer weiteren Wohnanlage müsse zunächst das weitergehende Verfahren abgewartet werden. Die Bezirksverordnete Nina Stahr (Grüne) appelliert an das Verständnis der Anwohner und bittet sie, bei allen Einwänden und Diskussionen um die Bauvorhaben an der Lissabonallee die Flüchtlinge nicht zu vergessen. In einem Antwortbrief an die Gartenstadt Düppel schreibt Stahr: „Wenn Menschen vor Krieg und Folter fliehen, ist es unsere Pflicht, ihnen ihr Menschenrecht auf Asyl zu gewähren und ihnen ihr bisher schweres Leben nicht noch schwerer zu machen.“
Philip Aubreville, Bild: Imago/Ulli Winkler