Parkplätze: Genervte Anwohner, frustrierte Pendler – Abhilfe in Sicht?

Berlin, die Stadt des Park & Ride? Tolle Idee: Pendler und Gäste parken am Rande der Stadt und fahren entspannt mit S- oder U-Bahn zu Arbeit und Einkauf. Gut gedacht, aber es funktioniert nicht. Denn leistungsfähige Park & Ride-Plätze fehlen. Auch in Tegel. Weil ihnen Parkhäuser – verständlicherweise – zu teuer sind, parken die Pendler aus Oberhavel hier die Straßen in U- und S-Bahn-Nähe zu. Anwohner sind genervt, Autofahrer frustriert. Die tägliche Jagd nach freien Stellplätzen jagt Adrenalin und Stimmung in die Höhe.

Kurzparkzone kommt

Es böte sich an, den Parkraum zu bewirtschaften. In den verkehrsbelasteten Bereichen innerhalb des Stadtrings ist das schon üblich; hier ballen sich die bisher betriebenen 40 Parkzonen mit über 100.000 Stellplätzen. In Reinickendorf gibt es das bisher noch nicht. Lediglich in der Straße Alt-Tegel sind auf einigen hundert Metern Parkscheiben Pflicht. Und natürlich gibt es die teuren Varianten Parkuhren und Parkhäuser. Ab dem Sommer wird der Bezirk in der Tegeler City eine flächendeckende Kurzparkzone mit Anwohnervignetten einführen. Das entspannt die Situation zwar – doch, wie auch die Parkraumbewirtschaftung, löst es das Pendlerproblem nicht.

Jetzt startete die Reinickendorfer CDU eine Initiative, die wenigstens die Straßen rund um das Einkaufszentrum „Hallen am Borsigturm“ etwas entlasten könnte: Centermanagement und Parkhausbetreiber wollen die schwach ausgelasteten oberen Etagen des neungeschossigen Parkhauses mit seinen 1.600 Stellplätzen als Dauerparkplätze zur Verfügung stellen. „Rund 100 Plätze sollen Pendlern aus dem Umland zu einem günstigen Preis angeboten werden“, freut sich Stephan Schmidt, Chef der CDU-Fraktion im Bezirksparlament, dass die Betreiber diese unbürokratische Lösung mittragen. „Das soll in den nächsten Wochen verhandelt werden. Eine tolle Entlastung für Tegel, ein wichtiger Schritt zur Bewältigung des Parkraumproblems!“ Wenn’s gut läuft, soll den Pendlern aus dem Umland bereits im Mai ein Angebot unterbreitet werden. Davon profitierten nicht nur diese, sondern auch die Centerläden bekämen zusätzliche Kunden. Zweifelsohne gehen diese Schritte in die richtige Richtung. Ob sie tatsächlich helfen, den Adrenalinspiegel bei Anwohnern und Pendlern auf der täglichen Stellplatzsuche zu senken, sei dahin gestellt. Wirklich helfen könnten große, leistungsfähige P & R-Plätze in Reinickendorf selbst, aber vor allem auch an Bahnhöfen und Stationen des havelländischen Umlandes. Doch Ersteres ist aus Platzmangel kaum wahrscheinlich – und das Andere müsste das Bewusstsein dahingehend ändern, dass „my car“ eben nicht „my castle“ ist und Pendler wie Shopper ihr Auto tatsächlich vor der Stadt lassen.

Jürgen Zweigert / Bild: imago/Günter Schneider