Immobilien: Initiative prüft Klage gegen Bauvorbescheid für Riviera und Gesellschaftshaus.
Sind die Pläne der neuen Eigentümer für Riviera und Gesellschaftshaus ein Fluch oder ein Segen? Fakt ist: Am Konzept der Investoren, die auf dem Filetgrundstück am Wasser eine Seniorenwohnanlage errichten wollen, scheiden sich seit Monaten die Geister. Mit einer Informationsveranstaltung wollte die Terragon Projekt Gmbh dieser Tage auf jene Anwohner, die den Bau von bis zu 190 Wohneinheiten an der Regattastraße kritisch sehen, zugehen. Stattdessen stehen die Zeichen auf Konfrontation. Laut einem Zeitungsbericht plant der Ortsverein Grünau eine Klage gegen den Bauvorbescheid. In dem Bescheid sei die denkmalrechtliche Prüfung nicht ausreichend erfolgt, heißt es demnach von der AG Ortsgestaltung. Außerdem sei das Projekt nach Paragraf 34 Baugesetzbuch genehmigt worden, obwohl es der ortsüblichen Bebauung widerspreche. Die geplanten fünfgeschossigen Gebäude seien in Grünau untypisch. Man befürchtet, die neue Bebauung zerstöre die denkmalgeschützten Ausflugsgaststätten endgültig. Auch der ehemalige Landeskonservator Helmut Engel sagte dem Bericht zufolge, das Projekt müsse stark überarbeitet werden.
Lücken schließen
Ende Februar hatte die Terragon Projekt GmbH das verfallene Gebäudeensemble gekauft. „Die geplante Bebauung wird schon massiv sein“, räumt Geschäftsführer Michael Held ein. Die Denkmäler zu erhalten, sei aber ganz klar Teil des Vorhabens. Dieses sei ein guter Weg, den Ortsteil zu beleben und Lücken bei der Versorgung älterer Menschen zu schließen. In dem rund 300 Quadratmeter großen Veranstaltungssaal sollen künftig musikalische und literarische Veranstaltungen, aber auch Angebote im Bereich Lebenshilfe stattfinden. Nicht zuletzt sollen etwa 24 Plätze in der Tagespflege geschaffen und eine Seniorenwohngemeinschaft entstehen. Gleichwohl gibt Held zu, dass all dies den Charakter der einst für Tausende Wochenendgäste aus ganz Berlin beliebten Vergnügungsstätten am Langen See verändern werden: „Mit der überregional ausgerichteten Nutzung zu DDR-Zeiten wird das nicht mehr viel zu tun haben, es geht um Angebote für die Menschen vor Ort.“ Das städtebauliche Konzept sieht nach Darstellung des Bezirksamts „eine große Offenheit“ und eine öffentliche Zugänglichkeit von der Regattastraße in Richtung Wasser vor. Beidseitig des Gesellschaftshauses seien Sichtachsen mit Durchgang zum Ufer der Dahme vorgesehen, an den Außenseiten des Grundstücks und über die beiden seitlich gelegenen öffentlichen Grünflächen gelange man zum Wasser. Zudem hat Terragon zugesichert, einen öffentlichen Uferweg zu errichten.
Zerfall stoppen
„Mit dem Verkauf gewinnt das Bezirksamt einen neuen Partner für die Entwicklung der Denkmale“, hatte Baustadtrat Rainer Hölmer (SPD) seinerzeit erklärt. Die geplanten Neubauten seien sehr umfangreich. Allerdings könnten Denkmale nur dauerhaft erhalten werden, die auch genutzt werden. „Leerstand führt immer zum Zerfall“, so Hölmer. Das haben die vergangenen Jahre zur Genüge gezeigt. Das rund 14.000 Quadratmeter große Areal war 2006 von der Treuhand-Liegenschaftsgesellschaft an die türkische Familie E. verkauft worden. Deren Pläne für ein Kongresshotel und eine Wiederbelebung der Gaststätten wurden nie umgesetzt. 2014 ließ der Bezirk die Decke im Riviera-Saal als Ersatzvornahme abstützen. Held kündigt an, auch weiterhin die Öffentlichkeit in die Planungen einzubeziehen. „Wir wollen so viele Grünauer wie möglich überzeugen“, sagt er. Noch gebe es allerdings Unsicherheit. Wann der Bau starten soll, ist unklar.
nm, Bild: van geisten.marfels Architekten