Kinder- und Jugendtheater feiert sein großes Jubiläum.
50 Jahre jung wird das Grips-Theater in diesem Jahr. Gegründet wurde das Kinder- und Jugendtheater während der wilden 68er-Zeiten inmitten der Westberliner Studentenbewegung. Gedacht waren die Aufführungen und Stücke des neuen Theaters damals als politische Antwort auf althergebrachte Wertvorstellungen, die in den klassischen Erzählungen und Theateraufführungen den Kindern bis dahin gezeigt wurden. Märchen und Fabeln mit der Moral aus vergangenen Jahrhunderten hatten die Grips-Macher gar nicht im Sinn. „Es war damals vor allem eine politische Entscheidung, Kindertheater in dieser Form aufzuziehen“, erläutert Grips-Gründer Volker Ludwig. Bereits eines der ersten Stücke für Kinder wurde zum Publikumserfolg. Im Jahr 1969 war es „Stokkerlok und Millipilli“ aus der Autorenfeder von Ludwig und dessen Bruder Rainer Hachfeld, das den Brüder-Grimm-Preis des Landes Berlin als Ur-Stück des Theaters erhielt. 1974 zog das Theater vom Forum am Kurfürstendamm in das Kino „Bellevue“ an den Hansaplatz. Hier entstand eine Art Arena, in der die Schauspieler sich noch heute auf der Bühne zentral inmitten der Zuschauern befinden.
Der Welthit
Im Jahr 1985 schrieb Intendant Ludwig mit der musikalischen Revue „Linie 1“ schließlich einen Welterfolg für das Grips-Theater. Das Stück in dem eine junge Frau in Berlin ihren Freund sucht und dabei in den Zügen und auf den Bahnsteigen der Berliner U-Bahnlinie 1 auf die normalsten, schrillsten und buntesten Charaktere der Westberliner Mauerzeit trifft, begeistert das Publikum: Kino-Verfilmungen, Video-Clips und Aufführungen in vielen Städten Deutschlands und in der Welt machten „Linie 1“ zum erfolgreichsten deutschen Musical seit der Dreigroschenoper von Bertold Brecht. Die Jubiläumsvorstellung steht übrigens am 30. April an: Dann feiert die Aufführung der Linie 1 ihr exakt 33-jähriges Jubiläum.
Mit einer Mission
Neben dem großen Theater am Hansaplatz unterhält das Grips-Theater seit dem Jahr 2009 noch eine zweite Spielstätte mit dem „Grips Podewil“ in der Klosterstraße. Pro Jahr veröffentlicht das Grips-Theater derzeit meist vier neue Stücke und es gibt bis zu 400 Vorstellungen im Jahr. 13 professionelle Schauspieler spielen jährlich vor insgesamt 85.000 Besuchern. „Das Grips setzt sich damals wie heute für Kinderrechte, Toleranz, ein solidarisches Miteinander und ein menschenwürdiges Weltbild ein, und positioniert sich klar gegen rechte Hetze und Gewalt“, sagt der derzeitige Grips-Chef Philipp Harpain und ergänzt, „50 Jahre Grips-Theater bedeutet eine außerordentliche, bewegte und engagierte Theatergeschichte, eine Geschichte, die die Kinder- und Jugendtheater weltweit mit einbezog, und die die Welt ein bisschen lebenswerter machte. Gestärkt mit dieser Geschichte wollen wir voller Tatendrang in die Zukunft schauen, um gemeinsam mit unserem Publikum die Grundsteine für die nächsten 50 Jahre zu legen.“
Ein üppiges Programm mit echten Festwochen wartet denn auch in diesem Jahr auf alle Grips-Fans. Los geht es am 28. April um 11 Uhr mit der Eröffnung des Grips-Archivs in der Akademie der Künste am Pariser Platz. Danach folgen die Festwochen im Juni mit Grips-Gastspielen von Ensembles aus Griechenland, Indien, Südkorea und Ägypten und Uganda. Am 6. Juni steigt schließlich die Uraufführung des Berliner Theaterensembles mit dem Stück „Die Lücke im Bauzaun“ – einer Adaption nach dem Grips-Klassiker „Balle, Malle, Hupe und Artur“ aus dem Jahr 1971.
Datum: 16. April 2019, Text: Stefan Bartylla, Bild: © David Baltzer | www.bildbuehne.de