CDU und Grüne wollen Kulturstandort/SPD fordert Jugendeinrichtung.
Einst galt das „Outpost“ mit seinen 750 Plätzen als modernstes Kino der US-Streitkräfte in Europa. 1998, vier Jahre nach dem Abzug der Amerikaner, eröffnete das neugegründete AlliiertenMuseum in dem denkmalgeschützten Bau den ersten Teil seiner Dauerausstellung unter dem Titel „Wie aus Feinden Freunde wurden“.
Bald stehen erneut Veränderungen an. In wenigen Jahren zieht das AlliiertenMuseum auf den ehemaligen Flughafen Tempelhof. Was dann aus dem „Outpost“ werden soll, darüber herrscht in der Bezirkspolitik Streit. Im Herbst hatte die SPD-Fraktion einen Antrag zur Nutzung des künftig leerstehenden Gebäudes mit einer Nutzung für Jugend und Kultur eingebracht. Der Jugendhilfeausschuss hat dieses Konzept beschlossen. Im Ausschuss für Schule, Bildung und Kultur, der strenger nach Parteienproporz besetzt ist, wurde auf Initiative von CDU und Grünen die Jugendarbeit aus dem in einem Antrag formulierten Konzept gestrichen und eine Nutzung allein als Kulturstandort festgeschrieben.
Dramatisch unterversorgt
Dazu erklärt der SPD-Kreisvorsitzende, Ruppert Stüwe: „Im ,Outpost’ einen reinen Kulturstandort zu entwickeln, ist bedauerlich und kurzsichtig. Wir hatten ein Konzept mit eine Mischnutzung für Jugend-Freizeit und Kultur vorgeschlagen, aber die Jugend muss mal wieder draußen bleiben.“ Jugendstadträtin Carolina Böhm (SPD) ergänzt: „Das jüngst vorgelegte Gutachten zur sozialen Infrastruktur für Steglitz-Zehlendorf hat eine dramatische Unterversorgung bei Jugendangeboten dokumentiert: Der Bezirk liegt 40 Prozent unter dem durchschnittlichen Versorgungswert für Berlin. Insgesamt fehlen hier mehr als 2.000 Angebotsplätze für Jugendliche. Die Versorgung in Zehlendorf-Nord ist räumlich die schlechteste, dieser spannende Ort wäre ein gutes Signal in die Richtung der nächsten Generation gewesen.“ So bleibe die Verdrossenheit über Jugendliche, die sich wegen mangelnder Alternativen im öffentlichen Raum aufhalten.
Attraktives Angebot
Oliver Rolle, der stellvertretende Vorsitzende jenes Ausschusses, verweist darauf, dass das „Outpost“ durchaus auch Jugendlichen offenstehen soll, allerdings nicht in Form einer Jugendfreizeitstätte. Aus Sicht des CDU-Politikers gibt es dafür handfeste Gründe: „Wir lehnen eine reine Jugendeinrichtung ab, weil wir das Kino als Teil eines Ensembles kultureller Einrichtungen in diesem Teil von Zehlendorf erhalten wollen und uns dort ein generationenübergreifendes Profil wünschen.“ Zu jener „Perlenkette“ zählt Rolle unter anderem das Haus am Waldsee oder das Brücke-Museum.
Überdies befinde sich mit dem Haus der Jugend in der Argentinischen Allee bereits eine Anlaufstelle, die zudem ein attraktives Angebot habe und daher gut besucht sei. Gerade Letzteres könne nur von wenigen Jugendfreizeitstätten im Bezirk gesagt werden. Zudem sei unklar, an welche Klientel von Jugendlichen sich eine mögliche Freizeitstätte im Outpost richten soll. Demnächst befasst sich der Ausschuss für Haushalt, Personal und Verwaltungsmodernisierung mit dem Thema. Das letzte Wort hat die Bezirksverordnetenversammlung.
Datum: 27. Februar 2019. Text: Nils Michaelis. Bild: imago/Jürgen Ritter