Sanierung statt Schwoof? Neuer Eigentümer will historisches Lokal erhalten.
„Das Clärchens gehört unter Milieuschutz“, „Clärchens ist eine Institution, die es zu schützen gilt“: So lauteten die Reaktionen vieler Berliner, nachdem bekannt wurde, dass das Kult-Lokal an der Auguststraße womöglich zum Ende des Jahres schließen muss. Kreuzbergs Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne) rief gleich zum „Protest-Tango“ auf. Wie die RBB-Abendschau berichtet, läuft der Mietvertrag des berühmten Tanzhauses am 31. Dezember aus. Demnach wurde den Mitarbeitern des 1895 erbauten Gebäudes bereits in der vergangenen Woche mündlich zum Jahresende gekündigt. Und auch, wenn ein Erhalt des Ballhauses denkbar ist, seien laut neuem Investor zunächst einmal Renovierungen vorgesehen. Bei dem neuen Eigentümer handelt es sich um den Berliner Fotografen und Immobilieninvestor Yoram Roth. Er hatte die Immobilie vor rund sechs Monaten erworben. Der aktuelle Pächter, Christian Schulz, bestätigte die Kündigung seines Mietvertrages gegenüber dem RBB.
Sanierung notwendig
Viele befürchteten das Aus der Berliner Institution. Doch so weit soll es laut Roth nicht kommen. Er wolle das Ballhaus schützen und erhalten. Auch liege ihm der Kiez, in dem seine Mutter geboren wurde, am Herzen. Eine Sanierung sei aber in vielen Bereichen notwendig. Vor allem die sanitären Anlagen, Dächer und Treppenhäuser benötigten eine Instandsetzung. Der historische Spiegelsaal solle aber auf jeden Fall erhalten werden, erklärt Roth über eine PR-Agentur. Nach Beendigung der Arbeiten werde ein neuer Pächter gesucht.
Lokal mit Geschichte
Das Ballhaus wurde 1913 von Fritz Bühler und seiner Ehefrau Clara als „Tanzlokal Bühlers Ballhaus“ eröffnet, war im Volksmund jedoch immer als „Clärchens Ballhaus“ bekannt. Es eines der letzten erhaltenen Ballhäuser aus der Zeit um 1900 und blieb in den vergangenen Jahrzehnten fast unverändert. Nicht ohne Grund diente es immer wieder auch als Filmkulisse, etwa für Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“. Bis 2004 führten die Nachkommen von Clara und ihrem zweiten Ehemann Arthur Habermann das Lokal weiter. Seit 2005 wird es von Christian Schulz und David Regehr betrieben. Schulz will sich nach eigenen Angaben erneut um die Pacht bewerben. Ob Regehr sich daran auch beteiligen wird, ist mehr als fraglich. Die beiden sind in den vergangenen Monaten vor allem mit ihrem Machtkampf um das Monbijou-Theater in Erscheinung getreten. Dort musste Schulz schließlich gehen, Regehr leitet das Theater nun unter neuem Namen.
Datum: 11. Juli 2019, Text: Katja Reichgardt, Bild: imago images / Jürgen Ritter