Lob für Entwürfe für Brachen am Checkpoint Charlie, aber Kritik an Bürgerbeteiligung.
Eines ist sicher: Der Checkpoint Charlie wird sich grundlegend verändern. Wie genau, ist derzeit Thema eines Architektenwettbewerbs, dessen Beiträge nun Thema einer öffentlichen Debatte waren. Dabei geht es längst nicht mehr darum, ob die letzten verbliebenen Brachen an dem Ort bebaut werden, sondern nur noch um das Wie.
Historisch bedeutend
Auch wenn das Wachhäuschen und das ikonische Hinweisschild der Alliierten heute nur noch Faksimile und Touristenattraktion sind, so ist der Ort an sich doch sensibel, denn er hat nicht nur durch seine Vergangenheit eine große Symbolkraft.
Wesentlicher Teil der Geschichte
Die beiden Brachen am Checkpoint Charlie sind aus Sicht der Denkmalschützer wesentliche Elemente der Geschichte der Friedrichstadt. Inzwischen steht der gesamte Bereich unter Denkmalschutz. Freilich nichts mehr zu sehen ist von Begrenzungsmauern, der ursprünglichen Grenzübergangsstelle, Panzersperren und Wachtürmen. Das heutige Wachhäuschen ist bekanntlich ein Nachbau, das Original steht im Alliiertenmuseum. Insofern ist die Zahl der Elemente, die noch an die Vergangenheit zu erinnern vermögen, ohnehin schon knapp und ihre Bedeutung umso höher.
Hohe Anforderungen am Checkpoint Charlie
Was die Bauplanungen des Investors Trockland, der auch für den gigantischen Hotel-Komplex direkt an der East Side Gallery verantwortlich zeichnet, nicht einfacher macht. Die Geschichte des Checkpoint Charlie mit Alltagsanforderungen mit Gewerbe und Wohnen unter einen Hut zu bringen ist eine schwierige Aufgabe. Das Unternehmen plant ein Hotel, die Integration eines Mauermuseums, Geschäfte, Büros und Mietwohnungen. Auf letztere sollen etwas mehr als ein Viertel der Gesamtfläche entfallen, davon wiederum 30 Prozent mit Mietpreisbindung.
Futuristisch bis konventionell
Ein vor längerer Zeit vorgelegter Entwurf, den Trockland in Auftrag gegeben hatte, stieß auf viel Kritik und ist heute nicht mehr relevant. Stattdessen haben sich sieben Planungsbüros an dem Wettbewerb beteiligt, dem Trockland im Rahmen der Verhandlungen mit dem Senat letztlich zugestimmt hat. Deren Ideen für den Checkpoint Charlie reichen von futuristisch bis konventionell, von schlanken, aber mehr als 100 Meter hohen Gebäuden, welche die historischen Brachen freihalten, über relativ normale Gebäuderiegel und futuristische winklige Riegel bis hin zur Überbauung der Friedrichstraße mit einem Gebäude auf Säulen spannte sich der Bogen der Vorschläge, die im Mauerpanorama am Checkpoint Charlie den vielen Interessierten gezeigt wurden. Im August sollen die Entwürfe im Rahmen einer Ausstellung noch einmal gezeigt werden, die Wettbewerbsentscheidung fällt erst danach.
Alles nur eine Farce?
Der Bürgerbeteiligungsprozess ist indes nach einer kleinen Reihe von Veranstaltungen vorerst abgeschlossen. Dies stößt auf Kritik, insbesondere bei einer Initiative, die sich anlässlich der geplanten Bebauung des Bereichs gegründet hat und in einem Positionspapier das Verfahren kritisiert. Demnach liegt bereits eine Absichtserklärung zwischen der Finanzverwaltung und dem Investor, ein sogenannter Letter of Intent, vor, in dem die Absicht der Bebauung bereits festgeschrieben ist. Aus Sicht der Kritiker droht die Bürgerbeteiligung der Brachen-Bebauung am Checkpoint Charlie zu einer Farce zu werden, da die diese aus ihrer Sicht letztlich nur simuliert und wesentliche Eckpunkte der Bebauung bereits festgelegt seien.
14.07.2018, Text: Redaktion, Bild: Imago/Jürgen Ritter