C. Heiland Omnichord

Selten und kitschig, aber charmant: Das Omnichord ist sein Lieblings-Instrument.

Brian Eno hatte ein Omnichord. David Bowie auch, ebenso wie viele andere berühmte Musiker. Der Kreuzberger Comedian und Musiker C. Heiland hat gleich zehn Omnichords. Im Moment. Zugegeben, im Vergleich zu – sagen wir – Keith Richards, der angeblich mehr als 3.000 Gitarren gesammelt hat, ist das alles andere als eine große Kollektion. Doch erstens ist das Instrument mit dem schönen Namen schon an sich viel seltener als die gemeine E-Gitarre. Zweitens spielt Heiland alle seine Exemplare auch – wenn sie nicht zur Reparatur in der Werkstatt sind. Und drittens hat die kleine Plastik-Kiste aus Asien einfach einen ganz besonderen Charme.

27 Akkorde aufwärts

Rückblende ins Jahr 1981, als es noch Instrumente der Marke Suzuki gab: Damals baute der japanische Hersteller eine Reihe von Klangerzeugern, die sich eher an musikalische Anfänger oder gar die Früherziehung richteten. In eine dieser beiden Kerben schlägt auch das Omnichord – in welche, weiß heute keiner mehr so genau. Das seltsam anmutende, Ufo-artige Instrument kann in der Ur-Fassung 27 Akkorde mit je einem Knopfdruck spielen, wahlweise im Takt zum Rhythmus aus der Automatik, die je nach Modell auch Samba und Tango kann. Und dann gibt es noch die „Strumplate“, über die man mit dem Finger fährt, als wäre es eine Spielzeugharfe. Nur dass sich hier die gespielten Noten automatisch den gehaltenen Akkorden anpassen.

Hoher Wiedererkennungswert

Lange wurde zumindest das erste Omnichord-Modell nicht gebaut. Der Legende nach war es einfach zu schlecht. Wobei dagegen sprechen würde, dass es etliche Nachfolgemodelle gab, von denen eines bis heute verkauft wird. Immer wieder ist es auf Alben insbesondere von Alternative- und Indie-Rock-Bands zu hören. oft nur in einem einzigen Lied. Doch jeder, der einmal eines gehört hat, der erkennt es sofort wieder: Etwas kitschig, vage an Heimorgeln mit Rhythmus-Automatik erinnernd – aber, wenn richtig eingesetzt, sehr ausdrucksstark und einfach etwas Besonderes. C. Heiland hatte das Instrument selbst zum ersten Mal bei einer Band gehört und sich sofort in den Klang verliebt.

Zufällig ein Omnichord gefunden

Dann schlug der Zufall zu: Auf einem Flohmarkt, vergraben unter jeder Menge anderem Trödel, fand er den charakteristischen braunen Kunstlederkoffer und darin eines der ersten Modelle des Omnichords. 20 Euro hat er seinerzeit dafür bezahlt. „Der Händler wusste wohl nicht, was er da hat“, erinnert er sich. Heute ist so ein Gerät eher für das Zehnfache zu bekommen – reparaturbedürftig. Wenn es funktionieren soll, dann wird es teurer.

Und da liegt der Hase im Pfeffer: So ein Omnichord ist nicht für die Ewigkeit gebaut, entsprechend knapp werden die Instrumente und Ersatzteile. Davon könnte auch C. Heiland ein Lied singen. Bis vor kurzem hatte er noch elf davon, jetzt sind es nur noch zehn, von denen drei gerade in der Werkstatt sind. Neulich hatte er einen Auftritt, zu dem er zwei der Instrumente mitbrachte. Beim Soundcheck gingen beide kaputt. Also ging es zurück nach Hause, um ein weiteres zu holen. Was tut man nicht alles für die Kunst.

Bis in die 90er-Jahre hinein wurden die echten Omnichords noch gebaut, immer wieder mit einigen neuen Funktionen, aber im Grunde mit einem ähnlichen Charakter. C. Heiland hat sie fast alle. Keinen Gefallen gefunden hat er lediglich am Q-Chord, dem Nachfolger, der bis heute neu zu haben ist. Das ist technisch etwas moderner und flexibler, klingt aber auch nicht mehr so, wie die Originale.

Musiktheorie hilft

So einfach, wie es vom Hersteller gedacht war, ist es übrigens nicht, Omnichord zu spielen, findet C. Heiland. „Wer ein bisschen was von Musiktheorie versteht, kann es in zwei Wochen lernen“, sagt er. „Für alle anderen ist es so schwer wie viele andere Instrumente.“ Er selbst hat lange Akkordeon gespielt. Einen Weg zurück gibt es für den Omnichord-Verrückten aber nicht: Sein Lieblingsinstrument gibt er nie wieder auf.

Datum: 16.06.2018, Text/Bild: Oliver Schlappat