Literatur: „Wedding-Bücher“ zeigt Geschichte und Gegenwart.

„Der Wedding kommt.“ Das hören, vor allem Neu- und Alt-Weddinger seit Jahren. Mancher mag schon nicht mehr daran glauben, einige hoffen vielleicht auch, dass der Bezirk mit dem Ur-Berliner-Charme nicht zum zweiten Prenzlauer Berg wird. Dabei gehört der Wedding ohnehin schon zu den gefragtesten Orten für junge Menschen und Studenten. An jeder Ecke öffnen neue Cafés, Burgerläden und Restaurants ihre Türen für neugierige Anwohner, Studentenhäuser sollen attraktiven Wohnraum für Zugezogene bieten. Viele kennen aber nur das neue Wedding und wissen wenig über die spannende und vielseitige Geschichte des ehemaligen Arbeiterbezirks. Das soll eine Buchreihe nun ändern.

Die „Wedding-Bücher“ sollen dazu beitragen, die Erinnerung an die Geschichte des Wedding wachzuhalten – „damit nicht vor lauter Hipness die historischen Voraussetzungen der Weddinger Gegenwart in Vergessenheit geraten.“ Die ersten Bände beschäftigen sich dann auch mit zeitgeschichtlichen Themen, bevor sich die Buchreihe langsam der Gegenwart annähert. Der Verleger und Herausgeber Walter Frey der neuen Buchreihe hat seine ersten Jahre in Berlin im Wedding verbracht und wohnt nun wieder in diesem Stadtteil, der sich immer wieder verändert und im stetigen Wandel scheint.

Das erste Buch „Die weiße Taube oder Das nasse Dreieck“ stammt dann auch von einem waschechten Weddinger. Otto Nagel, Maler und gebürtiger Weddinger, lebte bis 1943 im Bezirk. Er war unter anderem mit Käthe Kollwitz und Heinrich Zille befreundet und war vor allem für seine Berliner und Weddinger Ansichten und Motive bekannt. „Die weiße Taube oder Das nasse Dreieck“ war sein einziger Roman, der erst elf Jahre nach seinem Tod veröffentlicht wurde und das Wedding der ausgehenden 1920er Jahre in all seinen Facetten darstellt. Das Buch erscheint im Walter Frey Verlag.

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