Die Gebäude auf dem Vivantes?Gelände sollen verkauft werden.

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Die Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik an der Oranienburger Straße ist längst keine Klinik mehr: Lediglich das Krankenhaus des Maßregelvollzugs und die Psychiatrische Ambulanz der Charité haben hier noch klinischen Bezug. Ansonsten nutzt die  Vivantes Netzwerk für Gesundheit GmbH, ihre Gebäude für Archive, als Speisenverteilzentrum oder als vermieteten Wohnraum Seit 2015 dienen vier Häuser auch als Flüchtlings-Notquartiere. Derzeit bieten sie – mehr recht als schlecht – noch rund 850 geflüchteten Menschen Unterkunft.

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„Es muss frühzeitig mit den Anwohnern über die neuen Konzepte geredet werden.“

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Als Investitionshilfe

Jetzt will sich Vivantes von ihrem Besitz auf dem Gelände trennen. Vom Erlös soll ihr geplantes Neubauvorhaben am Klinikum Neukölln mitfinanziert werden. Das alarmiert Politik und Bürger, die wissen wollen, zu welchen Konditionen dies geschieht und was dann mit dem Areal passiert. Tim-Christopher Zeelen, CDU-Abgeordneter, und Björn Wohlert, CDU-Ortsvorsitzender in Wittenau, fragten im Senat nach. „Ganz offensichtlich hat der Senat keinen Zeitplan für die künftige Entwicklung dieses wichtigen Geländes“, sagt Zeelen. „Auch die Beteiligung der Anwohner ist fraglich.“

Viele der Gebäude auf dem Gelände stehen bereits leer

Beide Politiker fordern, die „Zahl der Geflüchteten hier deutlich zu reduzieren, die historischen Gedenkorte zu erhalten und neue zu schaffen, sowie „maßvollen Wohnungsbau“ zu ermöglichen. „Die Solidarität der Wittenauer mit Menschen in Not war und ist wunderbar. Aber der Bezirk stößt an seine Grenzen“, sagt Zeelen. Ziel müsse es sein, dauerhaft Bleibeberechtigte ordentlicher unterzubringen. Das ist so auch auf dem Bonhoeffer-Gelände geplant, bestätigt Gesundheits-Staatssekretärin  Barbara König (SPD). Denn der Bauzustand einiger Gebäude sei schlecht.

Ergänzungsbauten kommen

„Tempohome und Modulare Unterkunft (MUF) für Flüchtlinge sind in Planung. Voraussichtlich im nächsten Frühjahr soll das fertig sein“, sagt sie. Seine Nutzungsdauer ist auf drei Jahre beschränkt; rund 250 Menschen finden hier Unterkunft. Derzeit unklar ist noch die finale Kapazität der geplanten MUF sowie die  Einzelheiten zur Nachnutzung der Liegenschaft, sollte sich Vivantes dauerhaft zurückziehen. Allerdings sichert König zu: „Bei der Vermarktung wird den Interessen des Landes Berlin zur Umsetzung der Wohnungsmarktpolitik und der notwendigen Unterbringung von Flüchtlingen Rechnung getragen.“

Um das zu gewährleisten, ist das landeseigene Immobilienmanagement (BIM) mit dem Verkauf beauftragt. Nicht der höchste Preis, sondern das beste Konzept soll siegreich sein – so der Plan. Tim Zeelen jedenfalls wünscht sich, dass auf dem Areal auch in Zukunft würdig an die schrecklichen Euthanasie-Verbrechen der Nazis erinnert und dies gemeinsam mit den beteiligten Vereinen gewährleistet wird. Und er sieht hier rasch neue Wohnungen als Antwort auf die steigenden Mieten. „Darüber und auch über das Flüchtlingskonzept hier müssen wir frühzeitig mit den Anwohnern reden, ihre Ideen und Vorschläge berücksichtigen. Das erwarte ich jetzt schnell vom Senat“, fordert er.

Jürgen Zweigert, Bilder: Stefan Bartylla