Gegen die Massen von Menschen, die sich in das Wasser des Biesdorfer Baggersees trauen, scheint das Marzahn-Hellersdorfer Bezirksamt jetzt eine dauerhafte Gegenmaßnahme gefunden zu haben. Für rund 90.000 Euro wurde die Liegewiese neu gestaltet und vom Wasser durch eine fast felsartige Gesteinsböschung getrennt.
Unweit des U5-Bahnhofes Biesdorf-Süd, gibt es am Baggersee ein seicht fallendes Ufer. Hier hat der Bezirk eine Liegewiese mit Wall-Toilette, Papierkörben, fest installierten Holzliegen und einem Volleyballfeld ganz in der Nähe gestaltet. Tausende von Menschen tummeln sich in den Sommermonaten, um den Badespaß am heimischen Gewässer zu genießen. „Die Menschen kommen aus allen Berliner Bezirken hierher. Manche sogar aus dem Umland“, erklärt der 13-jährige Fynn, der in der angrenzenden Biesdorfer Siedlung wohnt.
Partytime im Naturschutzgebiet
„Bei Sommertemperaturen ist hier immer Party – rund um die Uhr. Mit lauter Musik, Lagerfeuer, Grill und unendlich viel Müll“, erläutert auch Nachbarin Jenny Reinhard. Eigentlich war sie vor zehn Jahren hierher gezogen, um Spaziergänge im idyllischen Naturschutzgebiet rund um den siebeneinhalb Hektar großen See genießen zu können. „Bei dem Krach und den Menschenmassen ist das im Sommer aber nicht möglich“, sagt sie. Zahllose betrunkene Menschen und eine Menge Partyvolk machen ihr hier inzwischen Angst „Von Jahr zu Jahr wird es schlimmer. Und das obwohl das Baden hier eigentlich verboten ist“, so die Nachbarin. Der Baggersee ist nämlich alles andere als badetauglich, denn Regenwasser aus der Umgebung fließt hier ungefiltert in das stehende Gewässer. Die hohe Konzentration an hineingespülten Düngerrückständen und Schmutzablagerungen aus der Region verschmutzt das Wasser so sehr, dass es für Menschen die hier baden, gesundheitsschädlich sein kann.
Gefährlich für Badende
Auch mit der Sicherheit ist es am Biesdorfer Badesee nicht gut bestellt, denn Rettungsschwimmer gibt es hier im Normalfall nicht. Im vergangenen Jahr hatte es sogar einen tödlichen Schwimmunfall am Biesdorfer Baggersee gegeben. „Klar war Alkohol im Spiel. Der Mann ist ertrunken. Danach hat der Bezirk Posten des DLRG hierher bestellt. Gegen Krach, Müll, Gestank und die Partys helfen die aber auch nicht“, erklärt Jenny Reinhardt.
Zumindest gegen die Massen von Menschen, die sich in das Wasser der ehemaligen Kiesgrube trauen, scheint man jetzt eine dauerhafte Gegenmaßnahme gefunden zu haben. Für rund 90.000 Euro hat das Bezirksamt die Liegewiese neu gestaltet und vom Wasser nun durch eine fast felsartige Gesteinsböschung getrennt. Der Zugang zum See ist so ohne Weiteres nicht mehr möglich.
Eingeschränktes Angebot
Auch die in den vergangenen Jahren installierten Liegebänke sollen nun abgebaut werden. „Wir werden sie auf dem Stadtplatz am Elsterwerdaer Platz neu aufbauen“, erklärt die für Grünflächen zuständige Bezirksstadträtin Nadja Zivkovic (CDU) auf Anfrage des Berliner Abendblattes. „Wir werden auch schauen, ob wir noch weitere Angebote am See erhalten sollen. Der Imbisswagen hat für diesen Sommer keine Standgenehmigung am Ort bekommen“, erläutert Zivkovic, die Erfahrungen mit den Einschränkungen am Biesdorfer See auch für andere Seen im Bezirk nutzen möchte. „Am Kaulsdorfer See haben wir ja ähnliche Probleme mit den Besuchermassen in den Sommermonaten“, so die Stadträtin, die nicht nur die Badenden, sondern auch die Grünflächen und Tiere schützen will. „Durch die Trittzerstörung der Wiesenvegetation und der Gehölze ist der Artenreichtum an Singvögeln und Insekten an den Böschungsbereichen des Sees nicht mehr gegeben. Aus vogelkundlicher Sicht ist der gesamte Bereich als besonders Schützenswert eingestuft“, erklärt sie.
Datum: 8. April 2021, Text und Bild: Stefan Bartylla