Soziales: Mit einer Sanktionsquote von 6,2 Prozent ist das Jocenter am Groß-Berliner Damm berlinweit das strengste.

Das härteste Jobcenter in ganz Berlin steht in Johannisthal. Verpassen Arbeitssuchende hier ihren Termin, sind die Jobvermittler so schnell wie sonst nirgends mit Geldkürzungen zur Hand. Laut Zahlen der Arbeitsagentur liegt die Sanktionsquote in Treptow-Köpenick bei 6,2 Prozent, in Marzahn-Hellersdorf sind es 6,1 Prozent. Zum Vergleich: In Mitte liegt sie bei 3,7 Prozent, der Berliner Schnitt beträgt 4,9 Prozent – übrigens auch das so hoch wie in keinem anderem Bundesland. 19.350 Berliner erhielten im vergangenen Jahr mindestens eine Sanktion.

Langer Weg

Warum im Jobcenter in Treptow-Köpenick die Sanktionsquoten so hoch liegen, dafür gibt es laut Pressesprecher Andreas Ebeling keine wirkliche Erklärung. Die Politik in dem Haus unterscheide sich nicht von der in anderen Bezirken, und auch den Arbeitssuchenden im Bezirk ließen sich keine entsprechenden Besonderheiten zuschreiben. „Ein guter Arbeitsmarkt und eine gute Betreuungsrelation können zu mehr Sanktionen führen, weil dadurch Angebote unterbreitet und mehr Termine vereinbart werden können“, sagt Ebeling. Dazu sei es ein vergleichsweise langer Weg bis zu einer Sanktion: Wird beispielsweise ein Termin verpasst, kann der Arbeitssuchende zunächst die jeweiligen Gründe dafür angeben – erst wenn diese Gründe nicht hinreichen, weil etwa die Krankschreibung für den angeblichen Arztbesuch fehlt, kann der Jobvermittler das Geld kürzen.

Für die Betroffenen sind die Einbußen zehn, 30, 60 oder gar 100 Prozent über drei Monate hinweg besonders hart – schließlich leben sie mit Hartz IV ohnehin am Existenzminimum. Im Schnitt kürzten die Mitarbeiter des Jobcenters Treptow-Köpenick im vergangenen Jahr den Hartz IV-Satz um 100 Euro. Vom Amt gibt es zwar dann noch Lebensmittelgutscheine, notorischen Verweigern bleibt allerdings oft nur noch der Gang in die Suppenküchen. Die Zahl der von Sanktionen betroffenen Hartz-IV-Bezieher ist im vergangenen Jahr bundesweit gestiegen. Jede dritte Leistungskürzung wurde nach Widerspruch der Betroffenen ganz oder teilweise zurückgenommen, so die Bundesregierung.

Daniel Seeger, Bild: Bundesagentur für Arbeit