Zehn Jahre Bauzeit und mehr als 500 Millionen Euro teuer: Am 4. Dezember wird die 2,2 Kilometer lange Strecke der U-Bahn-Linie 5 zwischen Alexanderplatz und Brandenburger Tor in Betrieb genommen.
Ein Treffen mit wenigen Gästen in rund 14 Meter Tiefe im U-Bahnhof Unter den Linden – mehr wird wegen Corona nicht möglich sein. Doch eines ist klar: Kurz danach soll am 4. Dezember auf dem neu gebauten Abschnitt der
U-Bahn-Linie U5 in Mitte der Verkehr beginnen.
Für die geschätzten mehr als 150.000 Fahrgäste pro Tag bedeutet die neue Ost-West-Strecke zwischen Hönow und Hauptbahnhof viele zusätzliche Direkt- und Umsteigeverbindungen.
Regulärer Fahrplan
Der Countdown für die Eröffnung der 2,2 Kilometer langen Strecke hat längst begonnen. Bei Schulungsfahrten machen sich 480 Fahrer mit den Anlagen vertraut. „Die ersten regulären Züge sollen am 4. Dezember gegen 12 Uhr auf dem U-Bahnhof Unter den Linden halten“, verrät Markus Falkner, Sprecher der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG).
Streckenführung unter Berlins Zentrum.
Ab zirka 12.10 Uhr wird nach dem Regelfahrplan gefahren – tagsüber mindestens alle fünf Minuten. Eine Fahrt von Hönow bis zum Hauptbahnhof dauert laut Plan 41 Minuten. Wurden im Regelverkehr bislang 17 Züge für die U5 benötigt, sind es nach der Verlängerung 20.
Dunkler Muschelkalk
Berlin bekommt drei neue U-Bahnhöfe, die nobler wirken als die übrigen 173 Stationen. Im U-Bahnhof Rotes Rathaus bedecken rund 3.000 anthrazitfarbene Betonwerksteinplatten, geschliffen und poliert, die Wände. Die Decke ruht auf sieben pilzförmigen Stützen.
Im U-Bahnhof Museumsinsel, rund 16 Meter unter dem Spreekanal gelegen, strahlen bereits 6.662 Lichtpunkte als Sterne auf nachtblauem Himmel. Sie erinnern an das Bühnenbild von Karl Friedrich Schinkel für Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ von 1816, das den Architekten Max Dudler inspiriert hat. Der U-Bahnhof Unter den Linden, Umsteigestation zur U6, wirkt dank der Lichtdecke wie eine helle Halle.
Mehrere Gründe
Eigentlich, so Jörg Seegers, gebe es am Namenstag der Heiligen Barbara, Schutzpatronin der Bergleute, mehrere Gründe für eine Party. „So hat es auf der Baustelle keinen einzigen tödlichen Unfall gegeben“, sagt der Technikchef des U-Bahn-Projektes. „Außerdem haben wir mit der U5 gezeigt, dass es in Deutschland auch Großprojekte gibt, die halbwegs im Zeit- und Kostenrahmen bleiben.“
Nach jüngsten offiziellen Kostenschätzungen sollte das Projekt 525 Millionen Euro kosten – hier wird die Abweichung voraussichtlich überschaubar ausfallen. Dennoch gab es auch hier „BER-Momente“: 2013 blockierte ein Findling mit 3,50 Meter Kantenlänge die Ausschachtungsarbeiten im Bereich der Station Unter den Linden.
Weil in die Baugrube für den U-Bahnhof Museumsinsel zu viel Grundwasser eindrang, pausierte die Schildvortriebsmaschine „Bärlinde“ von Herbst 2013 bis März 2014. Ähnlich wie beim BER erlebten auch die U5-Planer, dass Teile ihrer Anlage plötzlich nicht mehr rechtmäßig waren – bis hin zu Dübeln, die auf einmal nicht mehr den neuesten Anforderungen entsprachen.
Ach ja: Zur Eröffnung des U-Bahnhofs Museumsinsel im Sommer soll übrigens richtig gefeiert werden.
Datum: 26. November, Text: red/Peter Neumann, Bild: Stefan Bartylla
Dieser Beitrag entstand mit Unterstützung der Berliner Zeitung.