Berliner Schulbauoffensive
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An 243 Berliner Schulen wird seit Ferienbeginn gebaut und saniert. Der Sanierungs- und Investitionsstau geht in die Milliarden.

Wenn am 10. August in Berlin wieder die Schule beginnt, werden sich die Kinder vielerorts an gestrichenen Wänden, sanierten Fassaden und erneuerten Toiletten erfreuen. Auch in diesem Jahr wird in den Sommerferien an Schulen intensiv gebaut, ausgebessert und erneuert. Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Forschung vermeldet Arbeiten an 243 Standorten in allen Bezirken, und zwar an 31 Oberstufenzentren, acht zentral verwalteten Schulen und 204 allgemeinbildenden Schulen.

Die im Rahmen der „Schulbauoffensive“ des Senats angesetzten Maßnahmen umfassen die Sanierung von Dächern, Fassaden, Fenstern, Fußböden, Elektroanlagen, Turnhallen, Mensaräumen, Fachräumen, Sanitär- und Heizungsanlagen sowie den Bau von neuen Schulgebäuden. Zahlreiche größere Baumaßnahmen werden erst nach den Sommerferien abgeschlossen. All dies lässt sich das Land Berlin insgesamt rund 275 Millionen Euro. kosten.

Höchster Bedarf im Südwesten

Oft wurde in den vergangenen Jahren darüber berichtet, dass der Sanierungs- und Investitionsstau ausgerechnet an den Schulen im wohlhabenden Steglitz-Zehlendorf berlinweit am höchsten ist. Allein für das Schadow-Gymnasium in der Beuckestraße werden 20 Millionen veranschlagt. Das wird auch noch eine Weile so bleiben, denn von den mit Ferienbeginn gestarteten Arbeiten ist diese Schule nicht betroffen. An vielen Standorten im Bezirk werden gegenwärtig Containeranlagen oder Erweiterungsbauten errichtet, beide Gebäudetypen werden der Giesendorfer Grundschule am Ostpreußendamm zuteil (Gesamtkosten: rund sechs Millionen Euro).

Das aufwendigste Projekt läuft derzeit in Mitte. Für rund 33,5 Millionen wird die Charlotte-Pfeffer-Schule in der Berolinastraße zu einer Sonderschule umgebaut. Ein dicker Brocken entfällt auch auf ein Vorhaben in Lichtenberg: Für 25 Millionen Euro werden Schulgebäude, Sporthalle und Außenanlagen des Manfred-von-Ardenne-Gymnasiums in der Werneuchener Straße grundinstangesetzt und um ein Gebäude mit zentralem Eingangsbereich, großer Mensa, Mehrzweckbereich, Küche und Aufzug ergänzt.

Mit derlei Beträgen kann Charlottenburg-Wilmersdorf nicht mithalten, doch laufen dort immerhin die meisten Projekte, nämlich 34 an der Zahl. Mit neun Millionen Euro sticht der Erweiterungsbau für die Halensee-Grundschule in der Joachim-Friedrich-Straße hervor. Derzeit laufen die Rohbauarbeiten.

FDP kritisiert Zeitplan

All diese Maßnahmen können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es noch Jahre dauern wird, bis der Sanierungsstau an den Berliner Schulen abgetragen sein wird. Bis zum Jahr 2026 plant der Senat rund 1,3 Milliarden für entsprechende Projekte ein. Auf dem Programm stehen 20 Großsanierungen mit einem Volumen von jeweils zehn Millionen Euro. Aus Sicht der FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus kommen die Schulbauoffensive und die Sanierungen zu spät. „Ziel muss es sein, dass die Schulen endlich für alle zu ordentlichen Lernorten und gleichzeitig Digitalisierungszentren gemacht werden“, fordert der bildungspolitische Sprecher Paul Fresdorf.

Seine Fraktion setzt sich dafür ein, eine landeseigene „Infrastrukturgesellschaft Schule“ zu gründen, die sich einzig und allein auf die Sanierung und den Neubau von Schulen konzentriert. Die Senatsverwaltung begründet die jüngsten Verzögerungen beim Abarbeiten von Schulbauprojekten mit Personal- und Materialengpässen bei Baufirmen im Zuge der Corona-Pandemie, aber auch mit dem allgemeinen Fachkräftemangel in der Baubranche und bei Planern.

Eine detaillierte Übersicht zu den Sanierungs- und Schulbau-Projekten in den Berliner Bezirken gibt es hier.

Datum: 29. Juli 2020, Text: Redaktion/NM, Bild: