Rund 2.000 Jugendliche weniger zählten die Fußball-Vereine im vergangenen Jahr. Der fehlende Spielbetreib und auch der wegen des Lockdowns eingestellte Trainingskalender seien für den Mitgliederschwund unter den Jugendlichen verantwortlich.
Laut Angaben des Deutschen Fußball Bundes sind im Kalenderjahr 2020 rund 70 Prozent weniger Fußballspiele in Deutschland ausgetragen worden als 2019. In einem normalen Jahr finden etwa 1,4 Millionen Spiele statt. Der Rückgang an gemeldeten Mannschaften zwischen der Saison 2018/2019, der letzten kompletten Spielzeit vor Corona, und 2020/2021 beträgt bereits sechs Prozent. Diese Zahl liegt nun bei insgesamt knapp 140.000 Teams.
Trotz der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie und des zeitweise ruhenden Spiel- und Trainingsbetriebs melden die Berliner Fußballvereine insgesamt weniger dramatische Zahlen. 1.658 Neuanmeldungen von Mitgliedern im Vergleich zum Vorjahr registrierte der Berliner Fußballverband (BFV) im vergangenen Jahr. Obwohl der Verband mit Stand Januar 2021 172.855 Mitglieder in 375 Vereinen zählt, macht man sich dennoch große Sorgen angesichts der rückläufigen Mitgliederzahlen im Jugendbereich. Rund 2.000 Jugendliche weniger zählten die Vereine. Der fehlende Spielbetreib und auch der zeitweise eingestellte Trainingskalender seien demnach für den Mitgliederschwund unter den Jugendlichen verantwortlich. Jetzt fordert der BFV eine Rückkehr zur Normalität unter Berücksichtigung aller Präventionsmaßnahmen.
Öffnungs-Appell an die Berliner Politik
„Damit die Vereine mit dem Engagement der vielen ehrenamtlich Tätigen ihre Aufgaben erfüllen können, benötigen sie wieder eine Perspektive für Öffnungsschritte, sobald diese möglich sind“, sagt BFV-Präsident Bernd Schultz, der die organisatorischen Hürden zur Erfüllung seiner Forderung genau kennt.
„Der Rückgang im Jugendbereich muss gerade vor den momentan diskutierten Öffnungsschritten mit großer Aufmerksamkeit beobachtet werden. Wir wissen, dass gerade die Arbeit der Vereine für das gesundheitliche Wohl der Jugendlichen sowohl im körperlichen als auch im psychischen Bereich ausgesprochen wichtig ist“, erläutert Schulz, der Mitte März in einer digitalen Task-Force-Runde seine Forderungen gegenüber dem in Berlin für Sport zuständigen Staatssekretär Aleksander Dzembritzki darlegte. „Wohlwissend um die Priorität des Schutzes der Gesundheit aller Berliner fordern wir den Senat vor zukünftigen Beschlussauffassungen auf, die Besonderheiten des Amateursports zu berücksichtigen. Gerade die Angebote der Berliner Vereine sind für unsere Jugendlichen in der Pandemie-Phase sehr wichtig. Das gilt neben den sportlichen auch für die sozialen Aspekte, die unsere Vereine erfüllen“, so Schulz.
Das Gemeinschaftsgefühl der Vereine fehlt
Der Wunsch und das Bedürfnis, wieder aufs Spielfeld und in die Vereinsgemeinschaft zurückzukehren, drückt sich auch deutlich in den Zahlen einer Umfrage aus, die der DFB im Monat Februar unter seinen Mitgliedern durchgeführt hat. 98 Prozent der Befragten vermissen demnach den Amateurfußball und 96 Prozent auch die Aktivitäten in ihrem Verein. Besonders fehlen den Menschen die Gemeinschaft und das Gemeinschaftsgefühl (71 Prozent), noch mehr sogar als das aktive Fußballspielen selbst (68 Prozent). Im Falle einer möglichen Lockerung der Corona-Maßnahmen freuen sich die meisten der befragten Fußballer auf die Wiederaufnahme des Mannschaftstrainings (82 Prozent) und 95 Prozent aller Befragten gaben an, dass der Kinder- und Jugendfußball vor oder mindestens parallel mit dem Sportbetrieb der Erwachsenen geöffnet werden müsse.
Mangelnder Kontakt zu Mannschaft oder Verein während des Lockdowns
Die Verbundenheit zum eigenen Verein haben laut Befragung durch die Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen gleichwohl gelitten. Fühlten sich vor Corona noch 88 Prozent der Umfrageteilnehmer eng oder sehr eng mit ihrem Verein verbunden, sind es nun nur noch 52 Prozent. 36 Prozent erklärten, dass sie seit Beginn des zweiten Lockdowns keinen Kontakt zu Verein oder Mannschaft hatten. 40 Prozent gaben an, in den vergangenen Monaten keine Angebote ihres Vereins, beispielsweise digitale Trainingseinheiten oder Informationsveranstaltungen per Videokonferenz, erhalten zu haben.
Datum: 19. März 2021, Text: red/ylla, Bild: IMAGO / Deutzmann