Berlin Zehlendorf, Ladenstraße am U-Bahnhof Onkel Toms Hütte Berlin Zehlendorf *** Berlin Zehlendorf Ladenstraße at the U Station Uncle Toms Hütte Berlin Zehlendorf
Berlin Zehlendorf, Ladenstraße am U-Bahnhof Onkel Toms Hütte Berlin Zehlendorf *** Berlin Zehlendorf Ladenstraße at the U Station Uncle Toms Hütte Berlin Zehlendorf

Könnte der U-Bahnhof Onkel Toms Hütte in Zehlendorf nach dem Halt an der Mohrenstraße die nächste Station sein, die umbenannt wird, weil ihr Name rassistisch konnotiert sein soll?

Eine Online-Petition, die sich genau dafür und auch für die Umbenennung der anliegenden Onkel-Tom-Straße ausspricht, hat bereits Tausende Unterstützer gefunden. Der Begriff „Onkel-Toms-Hütte“ entstammt dem gleichnamigen Buch „Uncle Tom’s Cabin“ von Harriet Beecher Stowe. Dieses und der Begriff würden in der Afroamerikanischen und Black Community als herablassend und beleidigend gewertet, erklärt Moses Pölking, der die Petition gestartet hat. „Ein Onkel Tom war ein Sklave, der sich bewusst entmenschlicht hat, um vor seinem Sklavenhalter nicht als Bedrohung wahrgenommen zu werden. Er hat sich bewusst seiner Menschenwürde entzogen.”

Heutzutage werde der Begriff “Onkel Tom” für Afroamerikaner oder Farbige verwendet, die sich gegen ihre Community stellen. Daher sei der entsprechende Straßen- und Bahnhofsname so beleidigend wie die Mohrenstraße. Die dort gelegene U-Bahnstation wurde kürzlich in “Glinkastraße” umbenannt.

Kritiker: Rassismusvorwurf ist konstruiert

Kritiker der Petition halten den Rassismusvorwurf für konstruiert und verweisen unter anderem auf die gegen die Sklaverei gerichtete Intention des besagten Buches. “Wer die Geschichte der Namensgebung verfolgt, kann eigentlich kaum auf den Gedanken kommen, dass hier rassistische Motive im Spiel waren”, so Barbara von Boroviczeny von der Initiative MieterInnen Südwest. “Vielmehr inspirierte das 1895 in der Nähe der Krummen Lanke eröffnete beliebte Ausflugslokal, dessen Inhaber Thomas hieß und in seinem Biergarten eine Hütte als Wetterschutz errichtet hatte, den Volksmund zu diesem Namen.” Möglicherweise habe dabei der Bezug zum bereits seinerzeit populären Roman „Onkel-Toms-Hütte“ eine Rolle gespielt.

Ob eine Umbenennung überhaupt eine Chance hat, ist unklar. Die BVG verweist auf den Bezirk: Die U-Bahn-Haltestelle könne man nur umbenennen, wenn die Siedlung einen Namen erhalte. Dafür sei das Bezirksparlament zuständig, hieß es vom Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf. 

Datum: 23. Juli 2020, Text: Nils Michaelis, Bild: imago images/Jürgen Ritter