Das angekündigte Interessenbekundungsverfahren für das Café Leo sorgt weiter für Diskussionen im Bezirksparlament. 

Das Bezirksamt will den Leopoldplatz zu einem „Platz für alle“ machen, Kulturangebote, Grünflächen und Gastronomie inklusive. Letzteres bietet bereits unter anderem das Café Leo, das Anwohnenden, Studenten und Obdachlosen seit Jahren als verlässlicher Anlaufpunkt dient. Doch die Zukunft des Cafés ist – wieder einmal – ungewiss. Bereits 2016 bangte Betreiber Hüseyin Ünlü um den Erhalt seines Gastro-Containers, nachdem das Bezirksamt eine Ausschreibung für einen neuen Betreiber gestartet hatte.

Unter dem Druck mehrerer Fraktionen im Bezirksparlament und knapp 16.000 Menschen aus dem Kiez, die sich für einen Verbleib Ünlüs ausgesprochen hatten, gab die Behörde schließlich nach und erteilte eine vierjährige Sondergenehmigung für den Imbiss. Diese läuft nun aus. Das Bezirksamt hat deshalb ein Interessensbekundungsverfahren (IBV) angekündigt, um Interessenten für eine künftige Café-Nutzung zu finden. Auch ein Neubau des Cafés ist in diesem Rahmen möglich. Die Fraktionen der Linken und der SPD fordern das Bezirksamt nun in einem gemeinsamen Antrag auf, das Anforderungsprofil anzupassen. Das Café Leo soll die Bedürfnisse einer kultur-, schicht-, generations- und geschlechter-übergreifenden Gästestruktur bedienen, heißt es darin. Alteingesessene und neue Quartiersbewohner sollen dort genauso willkommen sein wie Passanten und Besucher des Wedding.

Betreiber kann sich ebenfalls bewerben

Zuvor hatte sich das Bezirksparlament gegen das IBV ausgesprochen. „Anscheinend will das Bezirksamt den derzeitigen Betreiber des Café Leo unbedingt weghaben, anders kann man sich das Verhalten nicht erklären. Darum stellen wir in einen erneuten Antrag“, twitterte die Linksfraktion nach der vergangenen Sitzung des Bezirksparlaments.

Das Café Leo könne nur in Kooperation mit Akteuren im Integrierten Handlungskonzept funktionieren. Zu diesen zählen unter anderem die bezirkliche Präventionskoordination, die Soziale Wohnhilfe, die Suchthilfekoordination, das Straßen- und Grünflächenamt, das Ordnungsamt sowie die und die beauftragte niedrigschwellige Drogen- und Suchthilfe im Rahmen des Platzmanagements Mitte. Im Februar sprach sich das Bezirksamt erneut gegen eine Fortführung des aktuellen Café-Betriebs aus. Es müsse als öffentliche Hand auch anderen potenziellen Betreibenden die Gelegenheit geben, sich für die Fläche zu bewerben. Und weiter: „Dem derzeitigen Betreiber steht es jedoch selbstverständlich frei, sich auf das IBV zu bewerben.“

Datum: 29. Mai 2021, Text: kr, Archivbild: IMAGO/Schöning