Straßenbahn Berlin
Strassenbahn in Berlin Tram in Berlin *** Tram in Berlin Tram in Berlin

Spandau leidet unter chronisch verstopften Straßen. Große Hoffnungen ruhen auf neuen Straßenbahnlinien. Die lassen allerdings noch Jahre auf sich warten.

Den Bau von drei Straßenbahnlinien sieht der Nahverkehrsplan (NVP) 2019-2023 für Spandau vor. Anfang 2019 hat der Berliner Senat den NVP beschlossen. Doch die Planungen für die Strecken haben noch gar nicht begonnen. Das hat Folgen: Erst im Jahr 2029 sollen die Verbindungen Paulsternstraße-Rathaus Spandau und Rathaus Spandau-Heerstraße Nord an den Start gehen. Letztere Verbindung steht noch unter Vorbehalt, weil der Senat zudem die Fortführung der U7 bis zur Heerstraße Nord prüft. Für die Route vom Rathaus Spandau zum Falkenhagener Feld wird 2035 als Starttermin angepeilt. Das geht aus der Antwort von Verkehrsstaatssekretär Ingmar Streese (Grüne) auf eine parlamentarische Anfrage der Spandauer Abgeordneten Bettina Domer (SPD) hervor.

Mehr Busse sollen Verkehrskollaps in Spandau verhindern

Damit der Verkehr im von zunehmenden Pendlerströmen gebeutelten Außenbezirk bis dahin nicht kollabiert, soll die BVG in den nächsten fünf bis zehn Jahren mehr Busse auf die Straße bringen. Das Spandauer Buskonzept der BVG zur Anbindung der Neubaugebiete sieht konkrete Entlastungsmaßnahmen vor. Einige greifen ab diesem Monat: Eine neue MetroBus-Linie (M36)  wird im Fünf-Minuten-Takt zwischen Wilhelmstadt, Am Omnibushof und U Haselhorst via S- und U-Bahnhof  Rathaus Spandau eingeführt. Diese Linie ersetzt die heutigen Linien X36 und 236. Bei der Linie M37 gibt es eine abendliche Taktverdichtung auf einen 7/13-Minuten-Takt, sodass zusammen mit der Linie 137 länger ein gemeinsamer 6/7/7-Minuten-Takt besteht. Auf der Linie 136 werden die Betriebszeiten ausgeweitet und der Takt  in der Hauptverkehrszeit zwischen Rathaus Spandau und Hakenfelde (Werderstraße) verdichtet.

Im Dezember 2021 ist bei der Linie M49 ein Zehn-Minuten-Takt zwischen Staaken, Reimerweg und Heerstraße/Nennhauser Damm geplant. Mit der Linie X37 wird eine neue ExpressBus-Linie im 20-Minuten-Takt zwischen Falkensee, Bahnhof und U-Bahnhof  Ruhleben [über Falkenseer Chaussee und Rathaus Spandau] geplant. Die Linie ersetzt teilweise die Linie 337, welche eine neue Linienführung erhalten wird. Auch die Busse der Linie 123 sind künftig zwischen Saatwinkler Damm/Mäckeritzwiesen und Charlottenburg-Nord (Goebelplatz) häufiger als bislang unterwegs. 

Staus vermeiden: BVG fordert Sonderfahrstreifen für Busse

Um den Verkehr auf den wichtigsten Magistralen in Spandau zu entlasten, fordert die BVG Sonderfahrstreifen für Busse: zum Beispiel auf der Heerstraße, der Gatower Straße (aus Kladow), der Wilhelmstraße (aus Potsdam) und der Gartenfelder Straße.

„Der Wohnungsneubau in Spandau aber auch in den umliegenden Gemeinden in Brandenburg zieht in den nächsten Jahren kräftig an“, erklärt Domer. „Es ist klar, dass das Verkehrssystem mitwachsen muss, denn bereits jetzt sind wichtige Verkehrsachsen in Haselhorst, Hakenfelde, Falkenhagener Feld, Staaken und Gatow-Kladow in der
an der Belastungsgrenze, auch BVG Busse stecken oft im Stau.“

Domer kritisiert, dass die von Regine Günther (Grüne) geführte Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz noch immer nicht mit den Planungen für die neuen Tramstrecken begonnen habe, obwohl das Geld vorhanden sei. Domer: „ Wenn wir einen leistungsfähigen ÖPNV haben wollen, der nicht im Stau stecken bleibt, brauchen wir in Spandau neue Straßenbahnlinien, die Reaktivierung der Siemensbahn und die Verlängerung der U-Bahnen, um die wachsenden Ortsteile zu erschließen.“

Im November beschloss die SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus den Antrag „Verkehrskollaps in Spandau verhindern“. Darin werden zügigere Planungen gefordert.

Datum: 4. Dezember 2020, Text: Nils Michaelis, Bild: imago images/Seeliger