Die Berliner Tafel und ihre Initiative Laib und Seele liefern Lebensmittelspenden jetzt bis an die Haustür. Nun wurde die 10.000ste Tüte vergeben.
Die Corona-Situation hat dazu geführt, dass die meisten Laib-und-Seele-Ausgabestellen zum Schutz ihrer älteren Ehrenamtlichen schließen mussten. Damit bedürftige Menschen weiterhin Lebensmittel erhalten können, hat die Berliner Tafel nun ihre logistischen Abläufe angepasst: Die Lebensmittelsammlungen wurden verstärkt, der Fuhrpark vergrößert und in einer zusätzlichen Halle auf dem Berliner Großmarkt werden täglich 500 bis 800 Tüten mit Lebensmitteln befüllt. Die Tüten werden jetzt direkt an die Wohnungstüren der Laib-und Seele-Kunden geliefert.
Die Menschen können nicht mehr zu den Sammelstellen kommen
Der Bedarf ist groß und die Nachfrage steigt kontinuierlich. Viele Menschen können ihre Wohnungen derzeit nicht verlassen – das Risiko, an Corona zu erkranken ist einfach viel zu groß. So auch für Sabine Schwaederer. Die 60-jährige Neuköllnerin hat eine Lymphdrüsenerkrankung und traut sich kaum noch vor die Tür. Normalerweise arbeitet sie in der Kleiderkammer für bedürftige Menschen in der Dreifaligkeitsgemeinde an der Lipschitzallee. Doch seit drei Wochen ist alles anders. „Ich bin froh, dass die Berliner Tafel gemeinsam mit Laib und Seele den Leuten hilft, die jetzt das Haus nicht verlassen können“, sagt sie. Sie selbst müsste zur wöchentlichen Essensausgabe rund eine halbe Stunde mit dem Bus fahren. Zweimal umsteigen ist für die gehbehinderte Frau eine komplizierte Sache. Jetzt kommt immer montags Christian Ulrich von der Berliner Tafel und liefert einen großen Kasten mit Lebensmittel.
Das ist in der Tüte.
„Viel Gemüse, Obst, Brot, selten Fleisch und – jetzt kurz nach Ostern – auch viel Süßes“, sei dabei, erklärt Helferin Ilona, die bereits seit 14 Jahren bei der Essensversorgung für die Bedürftigen hilft und für Sabine Schwaederer eine besonders schöne Jubiläumstüte zusammen gestellt hat. Mit viel Schokolade. Die schönen Blumen hat Sabine Werth, die Vorsitzende des Berliner Tafel e.Vs dazu gesteckt. Sabine Schwaederer erhält nämlich an diesem Tag eine Jubiläumslieferung: „Die 10.000ste Lebensmitteltüte unserer Haustürinitiative“, erklärt Sabine Werth.
[slider]
[slide]
[/slide]
[slide]
[/slide]
[slide]
[/slide]
[/slider]
Gute „Spendergegend“
„Wir haben Glück, dass wir in unserem Einzugsgebiet viele große Lebensmitteldiscounter haben, von denen wir die Essensspenden erhalten“, erklärt Karsten Böhm, Sprecher der Ausgabestelle von Laib und Seele in der Gemeinde an der Lipschitzallee. Vier Tonnen Lebensmittel sammeln hier die rund 50 Helfer in jeder Woche normalerweise ein. Jetzt sei man nur noch mit 15 Helfern in dieser Region besetzt. „Rund 180 Familien versorgen wir mit Essen. Die Lebensmittel, die wir ausgeben, reichen den Familien meist für zwei bis drei Tage“, sagt Böhm.
Datum 21. April 2020, Text und Bilder: Stefan Bartylla