Pop-up-Konstruktion für Radfahrer kostet das Land Berlin mehr als 40.000 Euro.
Seit dem 30. Juni hat Treptow-Köpenick einen Pop-up-Radweg am Adlergestell. Auf der Strecke zwischen Sterndamm und Rudower Chaussee wurde jeweils eine Spur gesperrt, Barken installiert und den Radlern als geschützte Strecke zur Verfügung gestellt.
Wie in vielen anderen Berliner Bezirken auch, geschah dies ohne Baugenehmigung und im Rahmen einer Anordnung. Die Senatsverkehrsverwaltung hatte in diesem Frühjahr zu Beginn der Corona-Krise zahlreiche solcher Radwege mit dem Ziel einrichten lassen, den öffentlichen Nahverkehr zu entlasten und damit das Ansteckungsrisiko in Bahnen und Bussen zu senken. Zugleich ging es darum, im dichter werdenden Radverkehr die Corona-Abstandsregeln und Verkehrssicherheit zu garantieren.
Wenig los trotz hoher Kosten
Nun sind Radler auf der für sie reservierten Spur im Abschnitt Adlergestell allerdings so gut wie gar nicht zu sehen. „Das ist rausgeworfenes Geld“, ärgert sich Stefan Förster, Abgeordnetenhausmitglied der FDP aus Treptow-Köpenick. Der Abgeordnete fährt nach eigenen Angaben mehrmals in der Woche mit dem Auto an dieser Strecke entlang und habe bisher nur drei Radfahrer im für sie reservierten Bereich gesehen. „Für so wenige Nutzer hätte auch weiterhin der gemeinsame Fuß- und Radweg neben der Fahrbahn gereicht“, erklärt er.
In einer schriftlichen Anfrage an die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz erkundigte sich Förster nach Kosten, Umfang und Sinn der neuen Spur am Adlergestell. Dabei kam heraus, dass die Einrichtung dieser vorerst bis Ende des Jahres befristeten Radverkehrsanlage 40.000 Euro gekostet hat. Laufende Kosten für die Anmietung der Absperrbaken würden zudem mit 65 Euro pro Tag zu Buche schlagen: 4.000 Euro Miete kamen so im Lauf der vergangenen Monate zusammen.
Ohne Zählung installiert
Staatssekretär Ingmar Streese (Grüne) musste auf Stefan Förster Anfrage hin zugeben, dass es im Vorfeld der Einrichtung der Pop-up-Radspur keine Zählungen von Radfahrern gegeben habe. Die Michael-Brückner-Straße und das Adlergestell seien stark befahrene Ein- und Ausfahrtsstraßen, die durch ihre direkte Verbindung auch eine attraktive Verbindung für den Radverkehr darstellen würden, heißt es in einer unterstützenden Stellungnahme aus dem Treptow-Köpenicker Rathaus. Es sei daher notwendig gewesen, hier angemessene Radverkehrsanlagen zu schaffen, unabhängig von dem derzeit vorhandenen Radverkehrsaufkommen an dieser Stelle.
Auch eine weitere Extraspur für Radfahrer in der Rummelsburger Straße in Oberschöneweide beschäftigte den FDP-Politiker in den vergangenen Monaten. 2018 wurde hier eine von zwei Autospuren für einen Radweg abgezweigt und mit Warnbaken versehen. Auch diese Maßnahme war nicht billig. Hierfür wurden bis zum Frühjahr diesen Jahres bereits 35.000 Euro ausgegeben.
„Was in beiden Fällen für Radfahrer getan wurde, ist doch nur Flickschusterei“, meint Förster. Der Bezirk solle ermitteln, wo wirklich Bedarf an Radverkehrsanlagen besteht und dort norm- und regelgerechte Radwege bauen. „Was am Adlergestell praktiziert wurde, ist reine Geldverschwendung“, so der FDP-Politiker.
Datum: 25. September 2020, Text: Red / ylla Bild: Bürgerbüro Stefan Förster