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Mit rund 3,7 Millionen Einwohnern hat Berlin einen neuen Nachkriegshöchststand erreicht

Berlin wächst und wächst und wächst. Das belegen die Zahlen, die die Investitionsbank Berlin (IBB) in ihrem jüngst vorgelegten Wohnmarktbericht veröffentlichte. Betrachtet man den Zeitraum von 2009 bis 2018, ist die Einwohnerzahl der deutschen Hauptstadt um 11,2 Prozent auf 3,7 Millionen gewachsen. Das ist der höchste Stand in der Nachkriegszeit. Mit einem Zuwachs von knapp 14,8 Prozent (2009: 354.711, 2018: 407.039 Einwohner) landet Pankow, Berlins bevölkerungsreichster Bezirk, dabei hinter Mitte (plus 17,2 Prozent) und Lichtenberg (plus 15,5 Prozent) auf Platz drei des Rankings. Was jedoch auch hier inzwischen auffällt: Galten die Hauptstädter noch bis vor zehn Jahren als besonders umzugsfreudig – rund zehn Prozent der Berliner wechselten 2009 innerhalb der Stadt die Wohnung –, nimmt diese Wechselbereitschaft immer mehr ab.

Überall Zugewinne

Nur noch 7,7 Prozent der Berliner wechselten im Jahr 2018 innerhalb der Stadt ihre Wohnung – das entspricht rund 285.000 Umzügen. Verglichen mit dem Jahr 2017 ging die Zahl der Umzüge damit um etwa 12.000 zurück, wie aus dem Wohnungsmarktbericht der IBB hervorgeht. Zahlen zum Umzugsgeschehen im vergangenen Jahr enthält der Bericht zwar nicht, doch liefert er eine Auswertung über die Entwicklung der Umzüge von 2014 bis 2018. In allen zwölf Bezirken Berlins wuchs danach die Zahl der Bewohner. Wanderungsgewinne sagen Fachleute dazu. Von dem Zuzug nach Berlin profitieren fast alle Bezirke. Nur in Marzahn-Hellersdorf ist der sogenannte Außenwanderungssaldo negativ. Von hier zogen mehr Menschen über die Berliner Stadtgrenze weg als über die Stadtgrenze in den Bezirk kamen.

Quirliges Zentrum

Ein Trend bleibt beim Zuzug ungebrochen: Neuberliner drängt es vor allem in die Innenstadt. Am meisten profitieren davon die Bezirke Mitte, Tempelhof-Schöneberg, Charlottenburg-Wilmersdorf und Friedrichshain-Kreuzberg. Wer sich ansieht, welche Altersgruppe unter den Zuzüglern besonders stark vertreten ist, der ahnt, warum sich unter ihnen so viele in Richtung City orientieren: Vor allem die 18- bis unter 30-Jährigen kommen in die Stadt. Ein Alter, in dem die meisten lieber im quirligen Zentrum sein wollen. Erleichterter Wegzug.

Anders verhalten sich die länger in Berlin lebenden Menschen. Sie orientieren sich vom Zentrum eher in die Außenbezirke, also dahin, wo es meist grüner und ruhiger ist. Das lässt sich am sogenannten Binnenwanderungssaldo ablesen, der Auskunft über die Umzüge über die Bezirksgrenzen hinweg gibt. Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg, Tempelhof-Schöneberg, aber auch Charlottenburg-Wilmersdorf und Neukölln verlieren danach unterm Strich Bewohner an andere Bezirke der Stadt.

Am stärksten gewinnen laut dem IBB-Bericht Treptow-Köpenick, Marzahn-Hellersdorf und Lichtenberg bei Umzügen innerhalb der Stadtgrenzen. Was den Wegzug aus der City erleichtert: Anders als viele andere Städte, die nur ein Stadtzentrum haben, verfügt Berlin über eine polyzentrale Struktur. Von Hellersdorf bis Frohnau gibt es Ortszentren mit städtischem Leben.

Sichtbarer Druck

Die starke Nachfrage nach Wohnungen in der Innenstadt lässt die Preise im Zentrum steigen. Innerhalb des S-Bahnrings wurden freie Wohnungen 2019 laut IBB „fast flächendeckend“ zu Kaltmieten von zwölf Euro je Quadratmeter und mehr angeboten. „Bei der Binnenwanderung wird der Druck sichtbar, der vom Zuzug von außen typischerweise auf die Innenstadt- und Trendbezirke kommt“, sagt Arnt von Bodelschwingh, der Verfasser des IBB-Wohnungsmarktberichts. Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg oder Charlottenburg-Wilmersdorf verlören innerstädtisch an Einwohnern sicher auch, weil die Konkurrenz um den wenigen freien Wohnraum hier viel größer ist“, sagt er.

Datum: 16. April 2020 Text: Ulrich Paul/red Bild: imagoimages/Schöning


Dieser Beitrag entstand mit Unterstützung der Berliner Zeitung.