In Neukölln wurde sie bereits umbenannt, nun soll auch die Wissmannstraße in Grunewald einen neuen Namen erhalten. Vorschläge können ab sofort ans Bezirksamt gerichtet werden.
Hermann von Wissmann war Gouverneur von Deutsch-Ostafrika und soll in dieser Position unter anderem Massaker angeordnet haben. Die Neuköllner Wissmannstraße wird deshalb bald in Lucy-Lameck-Straße umbenannt und künftig an die erste Frau im tansanischen Regierungskabinett erinnern. Darauf hatte sich das Bezirksparlament Neukölln bereits im vergangenen Herbst geeinigt.
Nun soll auch die Wissmannstraße in Grunewald einen neuen Namen erhalten. Eine entsprechende Auftaktveranstaltung am 5. März hat das Umbenennungsverfahren eingeleitet. „Die Beteiligung von Bürgerinnen und dem Bündnis Decolonize Berlin e.V. an dem Prozess ist eine unserer zentralen Forderungen“, erklärte die Sprecherin für Kultur der Linksfraktion, Frederike-Sophie Gronde-Brunner, vor dem Online-Dialog. „Warum BVV und Bezirksamt jedoch fast zwei Jahre für die Umsetzung unseres erfolgreichen Antrags benötigen, ist uns ebenso unklar, wie die viel zu späte öffentliche Bekanntgabe, nur eine Woche vor Veranstaltungsbeginn.“ Sie hofft nach dem Auftakt auf eine breite Diskussion „über die im Namen des deutschen Kolonialismus begangenen Verbrechen und einen zügigen Umbenennungsprozess“.
Namensvorschläge gesucht
Nun werden zunächst Namensvorschläge für eine Umbenennung gesammelt. Diese können per Mail direkt an das Bezirksamt gesendet werden. Gesucht wird demnach vorzugsweise eine Namensgeberin, die in Charlottenburg-Wilmersdorf gelebt und gewirkt, sich um den Bezirk besonders verdient gemacht oder Widerstand gegen die Kolonialmächte geleistet beziehungsweise afrodeutsche Geschichte sichtbar gemacht hat.
Vorschläge an wissmannstraße@charlottenburg-wilmersdorf.de
Datum: 8. März 2021, Text: red, Bild: IMAGO/Shotshop