Nach Brand im leerstehenden Traditionslokal folgt bald der Abriss der Ruinen
Verkohlte Dachbalken ragen aus dem gemauerten Gebäude, das am Wasser zwischen dem Großen und Kleinen Müggelsee liegt. Direkt neben dem versperrten, seeseitigen Eingangstor hängt noch eine Speisekarte. Zwei geöffnete Sonnenschirme hinter dem Zaun zeugen von besseren Zeiten. Denn Eisbecher, Kuchen und Kaffee, die auf der vergilbten Karte stehen, wurden im Waldrestaurant Müggelhort schon seit Jahren nicht mehr kredenzt. Anfang Januar brannte der Dachstuhl des 120 Jahre alten Restaurants aus. Das Lokal, mitten im Wald gelegen und seit vier Jahren leerstehend, hat eine lange Geschichte. 1901 gebaut, blieb es viele Jahrzehnte im Besitz der Familie Böhm. Ende der 1960er-Jahre ging das Restaurant in die staatliche Handelsorganisation der DDR (HO) auf, gelangte erst wieder nach der Wende in Familienbesitz. 1996 wurde der Hotelbereich neu errichtet, das Areal zehn Jahre später verkauft. Seitdem steht es leer.
Dieser Brand ist in der Gegend kein Einzelfall.
Tatsächlich sind schon einige Restaurants in Köpenick durch Brände zerstört worden. 1997 traf es das traditionsreiche Ausflugslokal Marienlust am Langen See. Das an der Müggelspree gelegene Neuhelgoland wurde zweimal durch Feuer verwüstet und immer wieder aufgebaut. In der Trattoria del Mare am Kleinen Müggelsee brach vor zwei Jahren ein Brand aus. Das Café Evelyn am Spreeufer wurde nach einem Feuer 2018 abgerissen und wieder errichtet. Auch in der einstigen Ausflugsgaststätte Gesellschaftshaus in Grünau, das zusammen mit der benachbarten Riviera in eine Seniorenresidenz umgebaut wird, brannte es im vorigen Jahr.
Wohnbebauung war an dieser Stelle schon lange genehmigt
Die Vermutung, dass ein „warmer Abriss“ am Müggelhort für investitionsbegünstigende Verhältnisse gesorgt hätte, liegt nahe. Eine Vermutung, die Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) nicht bestätigen kann. „Es gibt niemanden, dem ein warmer Abriss hätte nutzen können“, sagt er. Nach seinen Worten habe es 2020 mehrfach Gespräche mit dem Eigentümer des Areals gegeben. Klar sei, dass das Restaurant abgerissen und im Siedlungsbereich des Grundstücks Wohnbebauung stattfinden dürfe. „Der Neubau von Wohnungen ist auf einem Teil geplant“, sagt Igel. Ein Bauantrag sei bereits eingegangen und werde wohl bald genehmigt.
Datum: 21. Januar 2021, Texr: red/Katrin Bischoff, Bild: Bild: imago images/Bernd Fried