Breite Unterstützung für Forderung nach einem regelmäßigen arbeitsfreien 8. Mai.
Im vergangenen Jahr haben die Berliner mit dem Frauentag am 8. März einen neuen gesetzlichen Feiertag bekommen. Nun kommt ein weiterer hinzu. Der Anlass: Am 8. Mai jährt sich die Kapitulation der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg zum 75. Mal. Das Datum markiert nicht nur das Kriegsende, er wird auch als Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus gefeiert. Einen entsprechenden Gesetzentwurf des rot-rot-grünen Senats hat das Abgeordnetenhaus im vergangenen Jahr abgesegnet.
Überfälliger Schritt
Im Gegensatz zum Frauentag soll es den Feiertag am 8. Mai allerdings nur einmal geben. In den Jahren danach ist er wieder ein normaler Arbeitstag. Nun mehren sich Stimmen, die fordern, den Tag der Kapitulation als regelmäßigen und bundesweiten Feiertag festzulegen. Den Anstoß dafür gab die Holocaust-Überlebende Esther Bejerano. Anlässlich der Gedenkfeierlichkeiten für die Befreiung des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau am 27. Januar 1945 hatte sie sich mit einem offenen Brief unter anderem an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gewandt.
„Der 8. Mai muss ein Feiertag werden!“, schreibt Bejerano, die Vorsitzende des Auschwitz-Komitees in Deutschland ist, in ihrem Brief, aus dem verschiedene Medien zitieren. „Ein Tag, an dem die Befreiung der Menschheit vom NS-Regime gefeiert werden kann. Das ist seit sieben Jahrzehnten überfällig. Und hilft vielleicht, endlich zu begreifen, dass der 8. Mai 1945 der Tag der Befreiung war, der Niederschlagung des NS-Regimes.“ Wie viele andere aus den Konzentrationslagern wurde auch Bejerano auf den Todesmarsch getrieben. Anfang Mai wurde sie von amerikanischen und sowjetischen Soldaten befreit. Bejerano: „Am 8. Mai wäre Gelegenheit, über die großen Hoffnungen der Menschheit nachzudenken: über Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – und Schwesterlichkeit.“
Breite Unterstützung
Aus dem politischen Berlin kommt breite Unterstützung. „Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung, der das demokratische Deutschland erst möglich machte“, so die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt gegenüber den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. „Der 8. Mai als Feiertag mahnt uns, die deutschen Verbrechen nicht zu relativieren und wäre ein bleibender Pflock in der deutschen Erinnerungskultur.“ Auch Linken-Chefin Katja Kipping äußerte sich wohlwollend.
In vielen europäischen Ländern ist der 8. Mai bereits ein Gedenk- oder Feiertag. In der DDR war er zwischen 1950 und 1967 sowie 1985 ein gesetzlicher Feiertag.
Datum: 6. Februar 2020. Text: Nils Michaelis. Bild: imago images/Jürgen Ritter