Entwürfe für das Berliner Denkmal wurden eingereicht, jetzt erfolgt die finale Auswahl der Künstler
In Pankow ist für viele Grüne, deren Bündnis 90 maßgeblich aus der DDR-Bürgerbewegung hervorging, das Thälmann-Denkmal ein emotionales Thema. So auch für die Bezirksverordnete Christiane Heydenreich. Als der 50-Tonnen-Koloss 1986 samt dazugehöriger Wohnsiedlung als DDR-Prestigeprojekt von Erich Honecker eingeweiht wurde, sei sie als junge Mutter in einer kirchlichen Gruppe politisch aktiv gewesen, erzählt die 68-Jährige. Diesen heroisch-stalinistischen Stil empfand Heydenreich als politisches Signal: „Hier herrscht die starke Faust des Großen Bruders.“
Deutschlandweiter Wettbewerb
Weil das viele Partei- und Zeitgenossen ähnlich sahen, stellte die Grünen-Fraktion in der BVV 2013 den Antrag auf eine historisch-kritische Kommentierung des Denkmals. Die beantragte Kommentierung hat der Bezirk inzwischen in eine künstlerische Kommentierung umgewandelt. Im Juli wurde ein Kunstwettbewerb ausgelobt. Der Senat hat dafür 300.000 Euro aus dem Programm „Stadtumbau Ost“ veranschlagt.
Kritiker befürchten nun, die ihnen so wichtige historische Einordnung des Denkmals könnte in den künstlerischen Entwürfen zu kurz kommen. In der Antwort der Kulturverwaltung auf eine Anfrage der Abgeordneten Daniela Billig (Grüne) heißt es: „Künstlerische und historische Kommentierung werden als sich gegenseitig stärkende Elemente der Geschichtsvermittlung und -befragung verstanden.“
Zehn Entwürfe
Doch das Problem aus Sicht der Grünen ist: Sowohl die Senatsverwaltung für Kultur als auch das Pankower Kulturressort werden mit Kultursenator Klaus Lederer und Bezirksbürgermeister Sören Benn von zwei Linken-Politikern geleitet. Als auslobende Instanz bestimmen diese auch die Preisrichter des Wettbewerbs. Die Bezirksverordnete kritisiert auch, dass keine DDR-Bürgerrechtler unter den berufenen Preisrichtern sind. „Das Preisgericht ist kein politisches Gremium“, entgegnet Bezirksbürgermeister Benn.
Die Auswahl der 24 Fach- und Sachverständigen folge den festen Richtlinien für Planungswettbewerbe. Vergangenen Donnerstag war die Abgabefrist für die Entwürfe. Aus den Einsendungen wählt das Preisgericht zehn Künstler aus, die ausführliche Konzepte einreichen sollen. Wenn im April der Sieger-Entwurf feststeht, werde eine weitere Kommission gegründet, die sich explizit mit dem „historischen Input“ beschäftigen soll. Bei den Grünen wird man da genau beobachten.
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