Seit 30 Jahren bietet das Unternehmen Jobs für Menschen mit Behinderung.
Vor 30 Jahren startete die große Erfolgsgeschichte der Mosaik Berlin GmbH mit der ungewöhnlichen Idee, ein Restaurant speziell für Kinder zu eröffnen. „Für dieses Projekt wollten wir auch Menschen mit Behinderung im Service beschäftigen und für ihre Arbeit nach Tarif bezahlen“, erzählt Frank Jeromin, Mitarbeiter des damaligen Mosaik e.V. und heutiger Geschäftsführer des Unternehmens.
Damals hieß das Amt für Integration noch Hauptfürsorgeamt und Menschen mit Behinderung konnten ausschließlich in sogenannten Werkstätten für Behinderte einer Arbeit nachgehen. „Für Beschäftigungen außerhalb dieser Einrichtungen gab es damals gar keine Unterstützungsmöglichkeiten durch die öffentliche Hand“, erklärt Jeronim.
Förderung als Pionierarbeit
Erst als Mittel aus der Johanna-Möller-Stiftung über das Bezirksamt Charlottenburg zur Verfügung standen, konnte das Projekt für das Kinderrestaurant „Charlottchen“ starten. „Die Mittel in Höhe von 200.000 Mark sahen aber nur eine Verwendung für die Unterstützung deutscher Menschen mit Behinderung in diesem Bezirk vor. Das war dann auch der Grund, warum wir das „Charlottchen“ hier eröffneten – wir mussten sogar einen der Mitarbeiter hierher umziehen lassen, damit um die Unterstützung zu erhalten“, erinnert sich Jeronim. „Was nicht passte, wurde passend gemacht“, lautete schließlich das Motto der Anfangsjahre des Mosaik e.V.
Nach und nach wuchs der Verein zu einem der ganz großen Unternehmen im Berliner Gastronomiegewerbe an. „Zielsetzung war und blieb immer, Menschen mit Behinderung in die tariflich bezahlte Beschäftigung zu bringen“, erläutert der Geschäftsführer. Allein im Zeitraum von 1995 bis 2015 konnte das Unternehmen 235 Ausbildungsplätze schaffen. 75 Prozent der Azubis waren dabei Menschen mit Behinderung, die als Köche, Maler, Lackierer, Kaufleute, Gärtner oder Textilreiniger ihren Ausbildungsabschluss machten. Mit über 2.000 Mitarbeitern ist das Traditionsunternehmen Mosaik inzwischen einer der großen Arbeitgeber in Berlin-Brandenburg.
In Berlin und Brandenburg tätig
Die einzelnen Unternehmen, in denen die Mosaik-Mitarbeiter tätig sind, haben durchaus gut klingende Namen: Das Café im Konzerthaus am Gendarmenmarkt, die Schwartzsche Villa in Steglitz, das Café am Jagdschloss Grunewald und das Restaurant Dorfkrug im Brandenburgischen Kuhhorst zählen zu den gastronomischen Einrichtungen. Zahlreiche Mitarbeiter sind zudem in Kantinen und Handwerksbetrieben tätig. Die Mosaik GmbH betreibt eine Kreativwerkstatt, einen Malereibetrieb, eine Schlosserei, eine Gärtnerei und eine Tischlerei.
Mit Stolz blickt Frank Jeronim schließlich auf die vergangenen 30 Jahre des Unternehmens zurück, weiß aber auch, dass die nächsten großen Herausforderungen bereits auf das Unternehmen warten. „Aktuell steht die Mehrwertsteueranhebung von sieben auf 19 Prozent für Dienstleistungen von Unternehmen unseres Zuschnitts auf der politischen Agenda. Diese Entscheidung schwebt wie ein Damoklesschwert über unserer unternehmerischen Zukunft“, sagt er und fordert die Beibehaltung der aktuellen Regelung. Der betreuerische Aufwand der Menschen mit Behinderung als Mitarbeiter rechtfertige schließlich diese bevorzugte steuerliche Behandlung.
Datum: 11. Februar 2020, Text: Stefan Bartylla, Bilder: Mosaik Berlin