Konzept für Brückenneubau vorgestellt / Baustart nicht vor 2023 erwartet

Es wird eines der aufwendigsten Verkehrsprojekte der nächsten Jahre: Die stark befahrene Rudolf-Wissell-Brücke muss durch einen Neubau ersetzt werden. Jetzt steht fest, welche Gestalt die neue Querung für die Autobahn 100 über die Spreeaue und zwei Fernbahnstrecken zwischen Spandau und Charlottenburg künftig haben wird.
Wegen der schwierigen Rahmenbedingungen hatte die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz gemeinsam mit der DEGES einen Wettbewerb um die beste Lösung für den Ersatzbau an einer der neuralgischsten Stellen des Berliner Straßennetzes ausgelobt.

Mehr Verkehrssicherheit

Als Sieger des Wettbewerbes ist das Berliner Ingenieurbüro Leonhardt, Andrä und Partner hervorgegangen. Dieses sieht vor, zwei nebeneinander verlaufenden Brücken – also eine pro Fahrtrichtung – zu errichten. Zuerst wird nach Angaben der Planer die Fahrbahn Richtung Norden separat neu gebaut und an das Autobahndreieck Charlottenburg herangeführt. Anschließend wird die neue Fahrbahn in Richtung Süden in Lage der alten Brücke errichtet. „Die Auffächerung führt zu einer verbesserten Linienführung im Autobahndreieck Charlottenburg. Die Entzerrung der Zu- und Abfahrten ermöglicht eine Erhöhung der Verkehrssicherheit“, erklärte DEGES-Bereichsleiter Andreas Irngartinger dieser Tage.

Das wichtigste Kriterium, die Aufrechterhaltung der Verkehrsströme auf der A 100, könne weitestgehend auch während der Bauzeit erfüllt werden, lässt die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz wissen. Demnach sollen, bis auf wenige Ausnahmen, über die gesamte Bauzeit hinweg drei Fahrspuren pro Richtung zur Verfügung stehen, um die Region vor dem Dauerstau zu bewahren. Außerdem erhält die Rudolf-Wissell-Brücke einen breiteren Brückenquerschnitt als bisher. So stehen dem Verkehr in jede Richtung jeweils drei Fahrstreifen sowie ein verlängerter Einfädelungs- und Ausfädelungsstreifen zur Verfügung.

Lärmschutz verbessern

Auch der Lärmschutz soll im Zuge des Neubaus verbessert werden. Mit einem Baubeginn wird auf Senatsseite „keinesfalls“ vor dem Jahr 2023 gerechnet. Bis dahin würden eine Umweltverträglichkeitsprüfung und danach ein Planfeststellungsverfahren durchgeführt. Die Baukosten werden auf rund 200 Millionen Euro geschätzt. Diese werden vom Bund getragen. Um das bestehende Brückenbauwerk verkehrssicher zu halten, finden in den Sommerferien Instandsetzungsarbeiten an der Fahrbahn in Richtung Süd statt.

Die Rudolf-Wissell-Brücke wurde 1961 als Teil der neuen Stadtautobahn fertiggestellt. Mit 932 Metern ist sie die längste Einzelbrücke im Stadtgebiet. Das Verkehrsaufkommen in diesem Bereich ist beträchtlich: Zwischen den Jahren 1997 und 2005 stieg die Menge der täglich gezählten Kraftfahrzeuge von 120.000 auf 220.000. 2017 wurden 180.000 Fahrzeuge pro Tag ermittelt. Bei der Einweihung hieß die neue Brücke Nordbogenbrücke, später erhielt sie ihren Namen nach dem Reichsarbeitsminister und Widerstandskämpfer gegen die Nazis, Rudolf Wissell.

Text: red/nm, Bild: Bild: Ingenieurbüro Leonhardt, Andrä und Partner