Prenzelbergs berühmter Zeitungsverkäufer liest aus seinen Büchern.
Die Gäste diverser Prenzlauer Berger Lokalitäten sind ihm mit Sicherheit schon einmal begegnet. Denn Olaf Forner ist ein passionierter Kneipengänger. Zwanzig, dreißig Lokale pro Abend schafft er problemlos, oft sind es noch mehr. Allerdings verzehrt er dort nur selten etwas. Eigentlich fast nie. Denn seine allabendliche Gaststättentour ist geschäftlicher Natur: Olaf Forner ist Zeitungsverkäufer. Seit nunmehr zwanzig Jahren zieht er Abend für Abend durch den Kiez, um Taz, Freitag, Zitty, 11Freunde und noch ein paar andere Printprodukte an den Mann zu bringen. Oder an die Frau. Dass er dabei fast immer in einem Fußballoutfit durch die Gegend zieht, ist keine Marotte von ihm sondern tiefste Überzeugung, denn er ist ein glühemder Fan des 1. FC Union. Und das nicht nur passiv. Er gehört zu den ehrenamtlichen Unterstützern des Vereins. Und Kartenverkäufer ist er auch. So kann es schon mal vorkommen, dass ihm in einer Kneipe zwar keine Zeitungen, dafür aber drei Karten für das nächste Punktspiel abgekauft werden.
In einem Verein mit dem fröhlichen Namen „Gemeinschaft der Roller und Latscher“ engagiert sich Olaf Forner für Menschen mit Handicap. Nach Jahren als ehrenamtlicher Helfer hatte er vor einiger Zeit eine Teilzeitstelle als Assistent für seinen Freund, dem schwerbehinderten Performancekünstler Roland Walter angetreten. Olaf Forner ist nicht nur Unioner, Assistent und Zeitungsverkäufer, er ist auch Eigentümer eines Zeitungsverlages. Beziehungsweise Teileigentümer. Genauer gesagt Eigentümer eines Genossenschaftsanteils an der Taz. Auch das nimmt er ernst und taucht zuweilen schon mal bei einer Redaktionskonferenz auf, um den Redakteurinnen und Redakteuren zu erklären, was geht und was eher nicht. Sozusagen als Bericht von der Basis – schließlich ist er den Lesern so nah, wie sonst kaum jemand. Nicht immer werden seine Hinweise beherzigt.
In Prenzlauer Berg ist er auf seinen Touren nicht nur so manchem Prominenten begegnet – mittlerweile ist selber so etwas wie ein Promi. Der Spiegel hat schon über ihn berichtet, das Kiezblatt Prenzlberger Ansichten ebenso wie der Freitag und selbstverständlich auch die Taz. Olaf Forner war auch schon zu Gast bei einer Talkshow von Sandra Maischberger, wo er als bekennender Bordellgänger bei manchen zuweilen Kopfschütteln erregte, und ein Dokumentarfilmer wählte Olaf Forner für einen Streifen über den 1. FC Union als storytragenden Protagonisten. Da kommt eine Menge zusammen, das man eigentlich mal aufschreiben müsste – aber Olaf hat das längst schon getan. Am Montag, 14. November, wird Olaf Forner in der Kneipe „5 Ziegen“ in der Lychener Straße 5 ab 21 Uhr aus seinen Werken „20 verkaufte Jahre“, „30 Frauen die es mir wert waren“ und „Kiezführer 2.0“ vorlesen. Eine Woche später, am 21. November um 21 Uhr, ist er dann im „Doors“, Knaackstraße 94, zu erleben.
Olaf Kampmann, Bild: Michael steinbach