Stadtplaner Heinrich Suhr erklärt die Flächensanierung: Zwischen Mauerpark, Gesundbrunnencenter und Rosenthaler Platz erstreckt sich das Brunnenviertel, das nach wie vor als eines der ärmsten Viertel Berlins gilt.
Gleichzeitig steigen auch hier die Mieten, zwischen Altbauten, Häuserblocks und Schulen entstehen moderne Studentenwohnheime. Sein heutiges Aussehen hat der Kiez vornehmlich in den 70er-Jahren erhalten, als er zum größten Flächensanierungsgebiet Europas wurde.
Einer der mit der Umgestaltung des Viertels beauftragten Stadtplaner war Heinrich Suhr. Am 16. September spricht der Zeitzeuge im Geschichtscafé im Olof-Palme-Zentrum über diese Zeit und über die damaligen Hoffnungen, die er mit der Flächensanierung verband.
Zuvor wird Stadtforscher Christian Kloss ab 11 Uhr durch das Brunnenviertel führen und dabei den Blick auf architektonische und stadtplanerische Experimente, Bauten und Freiräume lenken, die während der Jahrzehnte dauernden Sanierung entstanden.
Umfassende Sanierungen
Damals wurden die prachtvollen, aber maroden Gründerzeitbauten abgerissen und durch in den Augen der meisten Berliner fade Neubauten ersetzt. Geht es um das Sanierungsprogramm, fällt auch heute noch der Begriff „Kahlschlagsanierung“.
430.000 der 837.670 Westberliner Wohnungen waren in den 60er-Jahren sanierungsbedürftig oder gar abrissreif. Das Viertel rund um die Brunnenstraße war zudem durch den Mauerbau stark beeinträchtigt.
Viele der von den Sanierungen betroffenen Mieter mussten das Viertel verlassen, die meisten zogen in das ebenfalls neu gestaltete Märkische Viertel. Einige blieben im Kiez – und kämpften dafür, in ihrem Zuhause bleiben zu können.
Auch mit Hausbesetzungen. Der große Protest jedoch blieb im Wedding, anders als zeitgleich in Kreuzberg, aus. Ab Mitte der 70er-Jahre wurden dann statt des kompletten Abrisses Modernisierungen erprobt, so vor allem im nördlichen Teil des Brunnenviertels zu sehen.
Für die Stadtplaner wie Heinrich Suhr war es damals wichtig, Platz für Grünflächen, verkehrsberuhigte Bereiche und modernes Wohnen zu ermöglichen. Ob sich diese Hoffnungen und Erwartungen an die Flächensanierung bewahrheitet haben und wie Suhr mit der Kritik an der Kiez-Gestaltung umgeht, erfahren Interessierte am 16. September ab 11 Uhr. Mehr Infos zu dem Termin gibt es online.
Datum: 9. September 2018, Text/Bild: Katja Reichgardt/Redaktion