In Tempelhof gibt es vielleicht bald keine Abgabestelle der BSR mehr. Ersatz ist nicht geplant.
Empört zeigt sich die SPD-Fraktion des Bezirks darüber, dass die Berliner Stadtreinigung (BSR) nach der Schließung des Recyclinghofs am Südkreuz keinen Ersatzstandort in der Nähe schaffen will. Die BSR selbst hingegen sieht das Problem nicht: Der Hof an der Gradestraße in Neukölln sei schließlich nicht weit weg.
Hauptsitz und Hotel
An dem Standort des bisherigen Recyclinghofes am Tempelhofer Weg soll die neue Firmenzentrale entstehen, die nach den derzeitigen Plänen auch Flächen für Einzelhandel zu bieten haben soll. Außerdem gehört ein Hotel zu den Planungen. Insgesamt sollen damit an der Schöneberger Linse rund 900 Arbeitsplätze entstehen. Als das Vorhaben vorgestellt worden war, wurde es von Seiten der Politik fast durchweg hochgelobt, auch und insbesondere von der SPD.
Gradestraße reicht
Dass es aber für Tempelhofer keine Möglichkeit mehr geben soll, ihre Sonder- und Recyclingabfälle wohnortnah abzugeben, stößt bei den Sozialdemokraten jedoch auf Kritik. „Der Bezirk darf sich damit nicht abspeisen lassen“, so der stellvertretende BVV-Fraktionsvorsitzende Christoph Götz. „Der Standort in der Neuköllner Gradestraße ist für die meisten Bürger Tempelhof-Schönebergs nur sehr schwer zu erreichen und überlastet.“ Die BSR gehöre dem Land und habe sich am Bedarf der Bürger zu orientieren.
Keine Entscheidung
Die BSR hingegen sieht das Problem nicht. Zunächst einmal müsse die endgültige Entscheidung gefällt werden, ob die neue Hauptverwaltung überhaupt an dem Standort am Tempelhofer Weg gebaut werden soll, so eine Sprecherin. Dies werde Ende des Jahres erfolgen. Die derzeitige Betriebsgenehmigung für den Recyclinghof laufe noch bis Ende 2020. Bis dahin sei der Umbau des Standorts an der Neuköllner Gradestraße beendet, sodass es dort keine Kapazitätsprobleme geben werde. Die Fahrtzeit dorthin sei für die meisten Bewohner des Bezirks Tempelhof-Schöneberg kaum länger als zum Tempelhofer Weg.
Das Fahrtzeit-Argument ließ Axel Seltz, Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung und Mitglied der SPD-Fraktion, nicht gelten, denn heutzutage habe eben nicht jeder ein Auto. So mancher komme mit dem Fahrradanhänger oder der Handkarre zum Recyclinghof. Er befürchtet, dass ohne eigenen Recyclinghof wieder mehr Abfall am Straßenrand und in Grünflächen entsorgt wird.
Text/Bild: Oliver Schlappat